«Digital Birth»Deshalb sind Babyfotos im Facebook-Feed falsch
Viele Eltern stellen Bilder ihrer Babys ins Netz. Experten warnen davor: Die Bilder können in falsche Hände geraten und dem Kind nachträglich schaden.

Als wäre sie mit ihrem Namen noch nicht genügend gestraft: Kim Kardashians Tochter «North West» muss regelmässig auf dem Facebook-Profil ihrer Mutter posieren. Hier unter dem Post: «Mein kleiner Stinker».
Neben Katzen und Verschwörungstheorien sind sie wohl das absolut dominierende Bild auf den Facebook-Feeds dieser Welt: Babyfotos. Wie die «Digital Birth»-Studie des US-Softwareherstellers AVG zeigt, stellen acht von zehn Müttern ihre Babyfotos ins Netz. Dass die stolzen Eltern mit dem Posten der Bilder aber die Persönlichkeitsrechte ihrer Kinder verletzen, ist den wenigsten bewusst.
«Es findet ein Exhibitionismus des Intimbereichs einer Familie auf Kosten der Kinder statt», sagt Olivier Steiner vom Institut für Kinder- und Jugendhilfe der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) zur «Aargauer Zeitung». Die Entwicklung zum öffentlichen Posten der Babyfotos beobachte er deswegen mit Sorge. Auf einigen Elternprofilen könne man beinahe das ganze Leben der Kinder beobachten.
«Pädophile geilen sich an den Bildern auf»
Die Bilder seien Zeichen des elterlichen Stolzes. Dabei komme der Persönlichkeitsschutz oft zu kurz, obwohl es sehr problematisch sei, «Fotografien von kleinen Kindern zu publizieren, die sprachlich und kognitiv noch nicht einmal in der Lage sind, sich zu äussern.»
Dasselbe Problem sieht auch Pro-Juventute-Medienexperte Laurent Sédano. Er sagt: «Sobald Kinder sprechen oder gar Zeichen geben können, müsste man sie um Erlaubnis fragen. Spätestens mit zwölf Jahren aber, weil sie dann strafmündig sind.» Die Publikation von Bildern verletze ohne das explizite Einverständnis der abgebildeten Person das Persönlichkeitsrecht.
Besonders problematisch sei, dass viele Eltern auch Nacktbilder ihrer Kinder veröffentlichen würden. «Die Eltern sollten sich bewusst sein, dass sich Pädophile an den Bildern ihrer Kinder aufgeilen können», sagt Sédano.
«Würdet ihr die Bilder im Bahnhof aushängen?»
Bloggerin Kathrin Buholzer stellte in einem Post auf elternplanet.ch zu Recht die Frage: «Würdet ihr die Bilder auch ausdrucken und in den grössten Bahnhofsunterführungen des Landes aufhängen, sodass sie jeder anschauen, kommentieren oder mitnehmen kann?»
Leidtragende sind vor allem die Kinder. Wenn diese ins Teenageralter kommen, werden sie oftmals mit den Babybildern gehänselt, wie die «Aargauer Zeitung» schreibt. Medienexperte Sédano sagt dazu: «Eltern fragen uns vermehrt, wie sie mit heiklen Bildern, die ihre Kinder verschicken, umgehen sollen. Sie selber vergessen manchmal, dass sie es genau gleich machen.»
Eine neue Praxis ist das Veröffentlichen von Baby-Fotos hingegen nicht. In vielen Spitälern schiessen Fotografen Bilder der neugeborenen Babys. Diese werden auf den Websites der Kliniken veröffentlicht. Professionelle Babyfoto-Dienste wie babysmile24 wurden aber bereits aus mehreren Schweizer Spitälern verbannt.