Islamischer Verein EmbrachWinterthurer IS-Teenager hatten Moschee-Verbot
Der Islamische Kulturverein Embrach bestreitet, dass die verschwundenen Teenager in seiner Moschee radikalisiert wurden. Man habe sie vom Extremismus abbringen wollen.
Noch immer ist unklar, wo sich die beiden Winterthurer Teenager aufhalten, die in die Türkei ausgerissen sind. Die Eltern des 15-jährigen Mädchens und des 16-jährigen Jungen befürchten, sie wollten sich dem «Islamischen Staat» anschliessen. Mittlerweile ermittelt auch die Bundespolizei in dem Fall. Sie habe «erste Abklärungen wegen Verdachts der Beteiligung an beziehungsweise Unterstützung einer kriminellen terroristischen Organisation vorgenommen», wie Stefan Kunfermann, Sprecher des Bundesamts für Polizei, zur «SonntagsZeitung» sagt.
Nun meldet sich auch der Islamische Verein Embrach zu Wort, dessen Moschee die Geschwister besucht hatten. Vorwürfe, die Teenager seien in Embrach radikalisiert worden, weisen die Verantwortlichen in einer Medienmitteilung zurück.
Teenager fielen im Embrach durch extreme Haltung auf
Dass die beiden in der Moschee in Embrach verkehrten, bestätigt der Verein. Sie hätten dort gelegentlich Vorträge in deutscher Sprache besucht. Dabei fielen die Teenager wegen ihrer Haltung auf: Als ihre «Affinität zu extremen Gruppen und Ideologien» bekannt geworden sei, habe man sie «persönlich belehrt», so der Verein. Offenbar vergeblich: «Als man erkennen musste, dass diese Belehrungen nicht angenommen wurden, sah sich die Vereinsleitung gezwungen, gegen die Jugendlichen ein Moscheebesuchsverbot auszusprechen.»
Als Vereinsmitglieder gehört hätten, dass der Junge seine Lehre abgebrochen habe, hätten sie befürchtet, Grund dafür könnte eine geplante Reise nach Syrien sein – und der Vorstand habe die Eltern kontaktiert, um sie über die Intentionen und Einstellungen ihrer Kinder zu informieren. Dies sei Mitte November geschehen. Der Verein sei bereit, mit den Behörden zu kooperieren.
«Gegen jeglichen Extremismus»
Die Embracher Moschee, die früher unter dem Namen El Furkan bekannt war, war bereits im Sommer 2014 in den Verdacht geraten, für die Terrormiliz IS zu werben. Diese Anschuldigung wie auch die Vorwürfe im Zusammenhang mit der Radikalisierung der Winterthurer Teenager seien grundlos, schreibt der Verein in einer Medienmitteilung: Man sei gegen die Ideologie und die Machenschaften des IS und gegen jeglichen Extremismus. Dies sei auch in der Hausordnung der Moschee festgehalten.
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