Abstimmungs-AnalyseTessin und Wallis sind Hausfrauen-Kantone
Im Tessin und Oberwallis hat es am meisten Hausfrauen. Dies hatte Auswirkungen auf das Abstimmungs-Verhalten zum Familienartikel und dürfte auf die Familieninitiative einen Einfluss haben.

Erstmals zeigt eine Auswertung, die regionale Verteilung von nicht-berufstätigen Müttern: Der Anteil der Hausfrauen in der Schweiz ist im Oberwallis, im Tessin und in der Zentralschweiz am höchsten. Bei der Abstimmung über die SVP-Familieninitiative dürften diese realen Lebensverhältnisse grossen Einfluss haben.
Dies zeigt sich nachträglich auch beim Familienartikel, der im März am Ständemehr gescheitert war: Berufstätige Frauen, die mindestens 70 Prozent arbeiten, hatten sich klar für den Familienartikel ausgesprochen. Zu diesem Schluss kommt eine Auswertung des Politologen Michael Hermann im Auftrag der «SonntagsZeitung». Sie basiert auf den Daten der Strukturerhebung des Bundes von 2011.
Ein grosser Anteil der Nein-Stimmen kamen im März hingegen aus Regionen, wo viele Frauen nicht berufstätig sind. Die Hausfrauenhochburg schlechthin ist das Oberwallis. Daneben sind auch im Tessin, sowie in Teilen der Zentralschweiz überdurchschnittlich viele Mütter nicht berufstätig.
Dabei zeigen sich klare sprachregionale Unterschiede. Generell ist der Anteil an Hausfrauen in der italienischen Schweiz mit rund 37 Prozent am höchsten. Die wenigsten nicht-berufstätigen Mütter leben dagegen anteilsmässig in der Romandie (20 Prozent). Eine Mitteposition nimmt die Deutschschweiz mit 25 Prozent ein.
Stellung des Vaters entscheidend
Fast keine Rolle spielt der Siedlungstyp. Der Anteil von Hausfrauen schwankt zwischen 21 Prozent in der Grossstadt und 26 Prozent im ländlichen Raum. Dennoch ist der Einfluss auf die Zustimmung zum Familienartikel frappant: Während in der Grossstadt 69 Prozent im März Ja gesagt haben, waren es im ländlichen Raum noch 46 Prozent.
Augenfällig ist auch, dass die Stellung des Vaters im Beruf einen erheblichen Einfluss darauf hat, ob die Mutter berufstätig ist. Ist der Mann in der Unternehmsleitung, sind vier von zehn Frauen nicht berufstätig. Ist er aber im mittleren und unteren Kader oder ohne Vorgesetztenfunktion, sinkt der Wert auf 27 respektive 23 Prozent.
Erwartungsgemäss einen Einfluss hat auch die Ausbildung der Mutter. Dabei gilt: Je höher der Abschluss, desto weniger wahrscheinlich, dass die Mutter Hausfrau ist. Dagegen spielt die Ausbildung des Vaters keine Rolle. (sda)