ArbeitWegen Baby den Job los – drei Mütter erzählen
Kaum ist das Kind auf der Welt, gibt es vom Chef die Kündigung. Drei Mütter berichten, wie der Arbeitgeber sie abserviert hat.
Kündigungen während und nach der Schwangerschaft seien ein grundlegendes Problem: Das schrieb der Bundesrat in seiner Antwort auf einen parlamentarischen Vorstoss von Nationalrätin Silvia Schenker (SP). Wie es ist, vor oder nach der Geburt eines Kindes plötzlich auf der Strasse zu stehen, erzählen drei 20-Minuten-Leserinnen.
Nathalie Dick (31): «Mein Name war nicht mehr aufgeführt!»
Nathalie Dick aus Zollikofen BE arbeitete über elf Jahre im gleichen Betrieb – bevor sie am ersten Tag nach ihrer Rückkehr aus dem 14-wöchigen Mutterschaftsurlaub rausgeworfen wurde. «Und dies, nachdem ich meinen Arbeitgeber frühzeitig über meine Schwangerschaft informiert hatte und mir ein reduziertes Pensum angeboten worden war!»
Als dann aber im sechsten Monat ihrer Schwangerschaft eine Betriebsversammlung zur Information über eine Reorganisation stattfand, musste sie voller Schrecken feststellen: «Mein Name war nicht mehr aufgeführt! Und so wusste ich, dass mir nach der Geburt meines Kindes gekündigt wird.» Genau so war es dann am ersten Tag nach dem Mutterschaftsurlaub auch. Sie seien sogar vor ihrer Tür gestanden, um ihr die Kündigung zu überreichen, schildert Dick. «Ein schrecklicher Besuch! Zudem wusste ich nicht, dass mir laut dem Gleichstellungsgesetz innerhalb der ersten 16 Wochen nach der Geburt nicht gekündigt werden darf.» Die rechtliche Situation sei aber auch sehr verwirrend, da müsse unbedingt besser informiert werden.
Noch hat Nathalie Dick keine neue Stelle: «Überall wird grosse Flexibilität erwartet, das kann ich mit einem kleinen Kind nicht bieten.»
Daniela M. (33)*: Keine Lust auf Mütter mit kranken Kindern
Daniela M. hatte vor drei Jahren in Zürich einen Job bei einem international tätigen Finanzdienstleister angenommen – vor allem aufgrund der Versprechungen der Personalabteilung, Mütter könnten dann auch ohne Probleme Teilzeit arbeiten. Als sie aber schwanger geworden sei, sagt Daniela M., habe die Teamleiterin sie wissen lassen, man wolle keine Teilzeitangestellten, vor allem keine Mütter mit Kindern. Diese würden zu oft fehlen, wenn ihre Kinder krank seien. «Und so eine Aussage kam von einer weiblichen Chefin!» Am Ende des Mutterschaftsurlaubs habe sie dann einen Aufhebungsvertrag vorgesetzt bekommen – und unterschrieben.
Der Rechtsschutz habe ihr geraten, den Fall aufgrund des hohen Aufwandes nicht vor die Schlichtungsbehörde zur Aushandlung einer finanziellen Entschädigung weiterzuziehen. «Der Aufwand dafür wäre zu gross gewesen – gerade mit einem kleinen Kind!»
Lara L.* (30): «Nur 100 Prozent? Ich fühle mich als Frau und Mutter angegriffen!»
Auch Lara L. aus Luzern war bei einem Gastronomie-Unternehmen angestellt, das sich als eines der «besten Teilzeitarbeitgeber der Schweiz» bewirbt. Als sie dort erzählt habe, dass sie schwanger sei, hätten sich zuerst alle gefreut. Auch ihr wurde für die Zeit nach dem Mutterschaftsurlaub eine Teilzeitstelle in Aussicht gestellt. «Angeblich aufgrund einer Umstrukturierung wurde mir diese aber nicht mehr gewährt – und das zwei Monate vor der Geburt!»
Das Personalbüro habe ihr nahegelegt, nach ihrer Auszeit wieder mit einem Vollzeitpensum zu arbeiten oder zu kündigen. Das tat sie dann auch. Denn um weiterhin 100 Prozent zu arbeiten, hätte sie keine Kinder bekommen müssen. «Ich fühle mich als Frau und Mutter angegriffen!» Vor lauter Ärger hätten dann auch noch die Wehen frühzeitig eingesetzt.
*Namen geändert