«Eigenbau-Flugzeuge sind oft besser als solche ab Werk»

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Flugzeugabsturz«Eigenbau-Flugzeuge sind oft besser als solche ab Werk»

Ein selbst gebautes Flugzeug stürzte am Sonntag ab – der Pilot starb. Es ist nicht der erste Unfall mit einem Eigenbau in diesem Jahr.

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Am Sonntag, 20. September ist ein Kleinflugzeug in der Gemeinde Muhen abgestürzt. Beim Unfall wurden zwei Personen schwer verletzt - die 30-jährige Insassin eines Autos, das das Flugzeug beim Absturz touchierte, und der 70-jährige Pilot.
Der Pilot erlitt beim Unfall schwere Verbrennungen. Er erlag seinen Verletzungen am Montag, 21. September.
Er flog ein selbst gebautes Flugzeug vom Typ Glasair RG. Das zweisitzige Flugzeug hatte Baujahr 1989. Der Pilot soll in Grenchen gestartet und wenig später in Schwierigkeiten geraten sein.
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Am Sonntag, 20. September ist ein Kleinflugzeug in der Gemeinde Muhen abgestürzt. Beim Unfall wurden zwei Personen schwer verletzt - die 30-jährige Insassin eines Autos, das das Flugzeug beim Absturz touchierte, und der 70-jährige Pilot.

Leser-Reporter

Mit einem Kleinflugzeug der Marke Eigenbau ist am Sonntag ein 70-jähriger Pilot abgestürzt. Am Montag ist er seinen Verletzungen erlegen. Es ist bereits der zweite tödliche Flugunfall mit einem selbst gebauten Flugzeug in der Schweiz innert etwas mehr als einem Monat. Anfang August kamen in Hundwil AR zwei Personen beim Absturz eines selbstgebauten Flugzeug des Typs Kitfox 7 ums Leben. Wieso es zu den beiden tödlichen Unfällen kam, ist noch unklar. Die Untersuchungen laufen.

Schon vor einigen Jahren standen Flugzeuge der Marke Eigenbau im Fokus der Flugunfall-Untersucher. So verschärfte das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) im Jahr 2008 die Zulassungs-Massnahmen für die sogenannten Experimental-Flugzeuge, weil es seit Frühling 2007 «zu einer Häufung von Vor- und Unfällen» gekommen sei.

«Das selbst gebaute Flugzeug ist oft besser als jenes ab Werk»

Hauptauslöser war aber der Absturz eines solchen Flugzeugs in ein Wohngebiet in Basel im Oktober 2007. Dabei war der Pilot, ein 59-jähriger ehemaliger Swissair-Kapitän, ums Leben gekommen, und ein Mehrfamilienhaus brannte nieder. 89 Personen verloren ihr Zuhause – mehrere davon erlitten leichte Verletzungen. Die Flugunfalluntersuchung hatte damals ergeben, dass das Flugzeug überladen war und wegen seiner Masse, seiner Schwerpunktlage und der verfügbaren Leistung nicht in der Lage war zu beschleunigen, zu steigen oder eine Kurve zu fliegen.

Seither ist es ruhig geworden um die selbstgebauten Kleinflugzeuge. Bei Experimental Aviation of Switzerland (EAS), das alle Eigenbauprojekte in der Schweiz begleitet und im Auftrag des Bazl überwacht, ist man aber überzeugt von der Qualität. Vizepräsident Alfons Hubmann: «Das selbst gebaute Flugzeug ist oft besser als jenes ab Werk, weil man alles selbst kontrolliert und überprüft und wir den Erbauern erfahrene Ingenieure zur Seite stellen.»

Wieder mehrere Vorfälle mit Eigenbau

Beim Bazl gibt man sich derweil zurückhaltend. Sprecher Urs Holderegger sagt: «Gemäss Statistik verunfallen selbst gebaute Flieger und solche von Flugzeug-Werken etwa gleich oft.» Dieses Jahr habe es allerdings wieder mehrere Vorfälle mit Eigenbau gegeben. «Sollte sich nach den Unfall-Abklärungen zeigen, dass die Ursache dieser Unfälle im Eigenbau lagen, würden wir Massnahmen prüfen.»

Derzeit sind 170 Eigenbau-Flieger in der Schweiz immatrikuliert. In den letzten 20 Jahren gab es 27 Unfälle oder schwere Vorfälle, in die solche Flugzeuge verwickelt waren.

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