Lehrstühle in der SchweizPharmariesen kaufen sich in Universitäten ein
Das Öffentlichkeitsgesetz deckt fragwürdige Verträge auf. Mit Millionen-Deals sichern sich Pharmakonzerne Einfluss auf die medizinische Forschung.

Namhafte Pharmafirmen tauchen in den Verträgen der Universitäten auf: Roche-Turm in Basel. (18. September 2015)
Kein AnbieterWissenschaftliche Lehre und Forschung müssen unabhängig sein. So steht es in der Schweizerischen Bundesverfassung. Die Realität sieht bei den Schweizer Universitäten aber offenbar anders aus.
Recherchen der SRF-Sendung «Rundschau»zeigten, dass sich diverse Pharmakonzerne mit Millionen-Verträgen bei Schweizer Universitäten einkaufen. Mit gesponserten Professuren und Lehrstühlen verschaffen sie sich demnach Einfluss.
12,5 Millionen Franken für drei Lehrstühle
Der «Rundschau» liegen Verträge mit den Universitäten Basel, Bern und der ETH Lausanne vor. Unter Druck des Öffentlichkeitsgesetzes mussten die Universitäten ihre Verträge publik machen. Die Namen grosser Pharmakonzerne tauchen darin auf: Roche, Novartis, Merck Serono und der Branchenlobby-Verband Interpharma.
Auffällig sei der Vertrag zwischen der ETH Lausanne und dem deutschen Pharmakonzern Merck Serono. Für drei Lehrstühle der Neurowissenschaft, Medikamentenabgabe und Onkologie kassiert die ETH 12,5 Millionen Franken, wie es im Beitrag heisst.
Im Vertrag sei ausserdem festgehalten, dass Merck Serono regelmässig Einblicke in die Forschungsresultate gewährt werden muss. Ist die Medikamentenfirma mit einem Ergebnis nicht einverstanden, kann sie sogar «akzeptable Änderungen» an der Publikation verlangen.
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