Schweizer Honig ist voller Plastikteilchen

Aktualisiert

Test zeigtSchweizer Honig ist voller Plastikteilchen

Wer Schweizer Honig kauft, isst kleine Plastikteile mit. Das zeigt eine neue Analyse. Ob das gefährlich ist oder nicht, darüber streiten sich die Wissenschaftler.

Camilla Alabor
von
Camilla Alabor
Schweizer Honig enthält mehr Plastikteilchen als ausländischer Honig. Im Bild: Imker in Lausanne.

Schweizer Honig enthält mehr Plastikteilchen als ausländischer Honig. Im Bild: Imker in Lausanne.

Wortwörtlich «More than Honey»: Im Schweizer Honig ist nicht nur Honig drin. Wie eine Analyse der SRF-Sendung «Kassensturz» zeigt, enthält der Honig auch winzige Plastikteilchen. Diese stammen ursprünglich von Zahnpasten, Duschgels oder Peelings.

Weil die Plastikkügelchen von den Kläranlagen nicht ganz herausgefiltert werden können, gelangen sie ins Trinkwasser und damit in die Natur. Ein Teil davon landet auf den Blüten und gelangt von da in den Bienenstock.

Harmlos oder gefährlich?

Wie gesundheitsschädlich die Plastikkügelchen sind, ist nicht klar. Beim Bundesamt für Gesundheit hält man die Partikel für harmlos. «Die gesundheitliche Gefahr, welche von Mikroplastik in Nahrungsmitteln und Kosmetika ausgeht, wird als gering eingestuft», heisst es in einer Stellungnahme. Dies, weil die Mengen sehr klein seien und schnell wieder ausgeschieden würden. Auch Toxikologe Michael Arand ist der Meinung, die Partikel seien vernachlässigbar: «Wir entdecken sie ja überhaupt erst, seitdem wir so genaue Maschinen haben.»

Allerdings gibt es auch Wissenschaftler, welche die Kügelchen für gefährlich halten. Dies, weil es noch keine Langzeitstudien dazu gibt und die möglichen Folgen selbst geringer Mengen deshalb unbekannt sind.

Globus-Honig mit mehr Plastik

Auffällig ist beim «Kassensturz»-Test allerdings, dass die Konzentration der Plastikteilchen in den Schweizer Honigsorten besonders hoch ist. So schneidet der «Schweizer Blütenhonig» von Globus mit 210 Mikroplastikteilchen pro Kilo am schlechtesten ab. Der am wenigsten verseuchte Honig kommt von Lidl und enthält 48 Teile pro Kilo – laut der Aufschrift stammt er aus «europäischen und nicht europäischen Ländern».

Dass Schweizer Honig mehr Plastikteile enthält, bestreitet Richard Wyss vom Verein Deutschschweizerischer und Rätoromanischer Bienenfreunde nicht. Der Grund dafür sei, dass die Schweizer Imker einen besonders natürlichen Honig herstellten: «Ausländische Imker filtrieren zum Teil ihren Honig. Damit bleiben die Plastikteile hängen – aber auch die Pollen, die den Honig erst wertvoll machen.» Wenn man die Pollen aus dem Honig siebe, sei der gesundheitsfördernde Effekt dahin – «da könnte man genauso gut Nutella essen».

Verbot gefordert

Vom Honiggenuss abraten will Wyss aber nicht: «Sonst müsste man ja auch aufhören, Wasser zu trinken oder Brot, Konfitüre oder Salat zu essen.» Schliesslich finde man Plastikteile heute in praktisch allen Lebensmitteln. Tatsächlich haben deutsche Untersuchungen solche Partikel auch im Trinkwasser und in der Milch gefunden.

Dennoch fordert Wyss ein Verbot, Plastikteilchen in Kosmetikartikeln zu verwenden. Ein solches Verbot befürwortet auch Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung Konsumentenschutz: «Der Bund muss auf diese Situation reagieren und mit Massnahmen verhindern, dass Plastikteile ins Wasser gelangen.»

Sicher ist nur: Gar kein Honig

Stalder rät den Konsumenten, die keine Plastikteile zu sich nehmen wollen, im Moment ganz auf Honig zu verzichten – oder auf ausländische Produkte auszuweichen, die weniger Plastik enthalten. «Dabei muss man sich aber bewusst sein, dass diese Honigsorten allenfalls unter anderen Standards – wie ein Industrieprodukt – hergestellt wurden.»

Wer dennoch wissen will, ob Plastik in einem Lebensmittel oder einem Kosmetikartikel steckt, kann dies mithilfe der App Codecheck.info herausfinden. Indem man den Strichcode eines Produktes scannt, informiert die Gratis-App darüber, wie viel Plastik in einem Pack Orangensaft oder im Müesli enthalten ist. Dazu enthält die App auch Angaben zu Nährwerten und Inhaltsstoffen.

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