Ziel verfehlt?Amnesty provoziert mit Asylbewerber-Video
Amnesty International zieht mit einem neuen Clip die Argumente rechter Politiker in der Asyldebatte ins Lächerliche. Damit helfe man bloss der SVP, betont ein Kommunikationsexperte.
Das Boot ist voll. Ausschnitt aus der ironischen Amnesty-Kampagne. Video: Amnesty
Ein überfülltes Flüchtlings-Boot auf dem Zürisee und beladene Busse wie in Indien auf Schweizer Strassen: Mit solchen ungewöhnlichen Bildern wirbt Amnesty International für ein Nein zur Änderungen des Asylgesetzes, über das am 9. Juni abgestimmt wird. Nach den Schock-Bildern folgt die Botschaft, dass Asylbewerber lediglich 0,5 Prozent der Schweizer Wohnbevölkerung ausmachen würden.
Dies ist ein deutlicher Seitenhieb an die SVP, die ihrerseits lieber mit Zahlen zur Kriminalitätsrate argumentiert. 13 Prozent der Straftaten würden von Asylbewerbern begangen, sagt SVP-Vizegeneralsekretärin Silvia Bär. «Das verschweigt Amnesty International in ihrem Clip ganz bewusst.»
Mit dem heute veröffentlichten Clip will Amnesty «die Panikmache populistischer Politiker ins Lächerliche ziehen», begründet Sprecherin Alexandra Karle die Schock-Bilder. Damit könnte sich die Menschenrechtsorganisation aber ins eigene Fleisch schneiden, sagt Kommunikationsexperte Marcus Knill: «Solche Bilder schüren unterbewusst weitere Überfremdungsängste.» Untersuchungen hätten gezeigt, dass ironische Werbekampagnen häufig nicht oder falsch verstanden würden. «Die SVP-Verantwortlichen werden sich ins Fäustchen lachen, wenn sie den Clip sehen», sagt Knill.
Amnesty-Sprecherin Karle ist hingegen sicher, dass die zugespitzten Bilder von den Zuschauern verstanden würden. Zudem garantiere die humorvolle Umsetzung eine hohe Aufmerksamkeit und führe dazu, dass der Clip per Facebook und Twitter verbreitet werde. «Wäre der Spot für eine Ausstrahlung im Fernsehen geplant worden, würde er anders aussehen», sagt Karle. In diesem Fall wären die Vorschläge für eine faire und menschenwürdige Asylpolitik ins Zentrum gestellt worden.