BerufseinstiegKV-Lehre verliert ihren Reiz
Zu viel beschönigende Werbung oder zu viel Zukunftsangst: Die einst beliebten KV-Lehrstellen sind 2016 bislang wenig gefragt.

Per Stand 20. April sind noch 678 Stellen zu vergeben: KV-Lernende beim Telefonieren in Zürich. (Symbolbild)
Keystone/Gaetan BallyDie kaufmännische Lehre gilt seit eh und je als sichere Zukunftslösung, als solide Basis für den Berufseinstieg. Nun scheint es aber einen Trend in die andere Richtung zu geben.
Gemäss einer Auswertung des Lehrlingportals yousty.ch gab es per 20. April noch 678 freie kaufmännische Lehrstellen. «Es ist bemerkenswert, dass so viele KV-Stellen offen sind», sagt Yousty-Geschäftsführer Urs Casty zum «Sonntagsblick», der die Auswertung in Auftrag gab. «Noch vor fünf Jahren wäre ein solches Resultat zu diesem Zeitpunkt undenkbar gewesen.» Zwar gebe es im Detailhandel oder in der Gastronomie ähnliche Probleme, doch die Entwicklung im KV seien «drastisch».
Misstrauen gegenüber KV-Stellen
Verschiedene Gründe hätten zur Kehrtwende geführt, wie es im Bericht weiter heisst. Zum einen würden junge Leute und deren Eltern realisieren, dass immer mehr Büroarbeit von Computern übernommen wird. Das schüre Vorbehalte.
Zum anderen würden aber auch gross ausgelegte Kampagnen ein schlechtes Bild von der KV-Lehre zeichnen. Beschönigende Werbung werde von den Schülern durchschaut, so Geschäftsführer Casty.
KV Schweiz bleibt zuversichtlich
Die Sorge um einen Fachkräftemangel teilt man beim Kaufmännischen Verband Schweiz nicht: «Wir können diese Beobachtung zum jetzigen Zeitpunkt nicht teilen», sagt Michael Kraft, Verantwortlicher für Jugendpolitik und -beratung, zum «Sonntagsblick».
Der Lehrstellenbarometer 2015 zeige, dass 97 bis 99 Prozent aller KV-Lehrstellen besetzt werden. Bis im August könne also noch viel passieren.