Illegale Radar-Warn-Apps noch immer im Verkauf

Aktualisiert

Trotz VerbotIllegale Radar-Warn-Apps noch immer im Verkauf

Schweizer Lenker können sich weiterhin eine Radarwarnung auf dem Smartphone anzeigen lassen, obwohl die Apps seit 2013 streng verboten sind. Der Polizei sind die Hände gebunden.

Joël Espi
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Joël Espi
Verboten, doch immer noch im Einsatz: Apps, die vor Radarkästen und Kontrollen warnen (Symbolbild)

Verboten, doch immer noch im Einsatz: Apps, die vor Radarkästen und Kontrollen warnen (Symbolbild)

Trapster, Radar Live, Waze, Trafic Live CH, NRadar – hinter diesen Namen verstecken sich Smartphone-Apps, die auf Radarfallen und Kontrollstandorte der Schweizer Polizei hinweisen. Mit der Umsetzung der ersten Schritte des Verkehrssicherheitsprogramms Via Sicura im Januar sind diese zwar verboten worden. Doch die Anbieter haben sich mit simplen Tricks angepasst: Statt von «Radar» sprechen einige nun einfach von einer «strafbaren Zone». Der Anbieter Trafic Live CH ist zudem von Morges VD nach Tunesien gezogen, um von der Schweizer Justiz nicht belangt zu werden.

Wer die Apps in der Schweiz nutzt, muss hingegen mit einer Busse rechnen. «Einem Freund eine SMS zu schicken, um ihn auf einen Radar-Standort hinzuweisen, ist erlaubt. Alles weitere ist verboten», sagt Guido Bielmann vom Bundesamt für Strassen. Auch sonst raten Experten von der Nutzung der Warn-Apps ab. Denn die Wirksamkeit solcher Systeme ist zufällig. Die Nutzer selbst liefern die Informationen via eine Zentrale.

Es drohen hohe Kosten

Darüber hinaus arbeiten die Anbieter mit dubiosen Business-Methoden: Die Verwendung mehrerer Apps ist nur während ein paar Tagen gratis, dann können Kosten von mehreren hundert Franken pro Jahr anstehen (siehe Box). Die Firmen setzen Verkäufer im Telemarketing ein, die User davon überzeugen sollen, diese Rechnungen zu zahlen.

Dass die Leute die Apps trotzdem kaufen, überrascht Véronique Fontana, Anwältin mit Spezialgebiet Strassenverkehr, nicht: «Es ist wie eine Droge. Das Verbot allein hält die Leute nicht davon ab, diese Apps zu kaufen.» Kommt hinzu: Für die Polizei ist es fast unmöglich, die Nutzer solcher Apps zu erwischen. «Wenn ein Polizist sieht, dass ein Lenker während der Fahrt sein Handy benutzt, wird dieser Fahrer ihm nicht sagen, dass er dies tut, um Radarfallen ausfindig zu machen», so Philippe Jaton von der Waadtländer Polizei.

(Joël Espi /20 Minuten)

Fragwürdige Methoden

Zeljko Ilic hat vor einem Jahr gratis das App Trafic Live CH heruntergeladen. Nach ein paar Tagen rief ihn der Anbieter an und überredet ihn dazu, die App für 99 Franken während 15 Monaten zu testen. Ilic betonte am Telefon, dass er nicht wolle, dass sein Vertrag automatisch verlängert werde. Im Juni 2013 erhielt er dennoch erneut eine Rechnung. Er weigerte sich, diese zu bezahlen und wandte sich an Apple und einen Rechtsdienst. Gemäss dem Westschweizer Konsumentenschutz sind solche Praktiken jedoch legal. Erfordert User auf, Vereinbarungen schriftlich festzuhalten.

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