An WalpurgisnachtHeute tanzen Hexen den Winter weg
Zauberhafte Nacht: Traditionell am letzten Tag des Aprils feiern Hexen und Hexer den Sommerbeginn. Dabei lassen sie alte Rituale wieder aufleben.

Am 30. April feiern Hexen auf der ganzen Welt Walpurgisnacht. Auch in der Schweiz zelebrieren viele Hexen und Hexer das Ende des Winters.
Sie trommeln, tanzen und begrüssen den Sommer mit purer Lebensfreude: Seit Jahrhunderten feiern Hexen in der Nacht vom 30. April Beltane - besser bekannt unter dem Namen Walpurgisnacht. Das Fest leitet den Sommeranfang ein und steht im Zeichen der Lebenslust und der Fruchtbarkeit. Auch in der Schweiz machen Hexen und Hexer an Beltane die Nacht zum Tag.
Einer von ihnen ist Wilhelm Haas aus Luzern. Er will mit einigen anderen Hexen und Hexern in einem Wald ordentlich feiern. «Wir machen ein Feuer, singen und tanzen. Wir zelebrieren einfach Lebensfreude.» Im Unterschied zur mittelalterlichen Fruchtbarkeitsfeier läuft bei den Luzernern aber alles komplett jugendfrei ab. «Denn Fruchtbarkeit kann auch Kreativität bedeuten», sagt Haas mit einem Lachen. Einen ganz besonderen Moment in der Nacht stellt ein Ritual dar, bei dem die Feiernden mit einem Stab die Hochzeit der Götter symbolisieren. Danach reichen sie in der Runde einen Kelch zum Trinken weiter – dieser ist zwar nicht mit einem Trank, dafür aber mit süssem Honigwein gefüllt.
«Eine öffentliche Hexe zu sein ist wahrlich kein Zuckerschlecken.»
Etwas anders begeht Wicca Meier-Spring das Fest. Zwar ist die Walpurgisnacht auch für sie eines der bedeutendsten Ereignisse im Jahr. Die Leiterin des Hexenmuseums Schweiz in Auenstein feiert aber wesentlich ruhiger mit Feuer entfachen, Maibaum aufstellen und Blumenkränzen flechten. «Wir huldigen der Natur und vertreiben die Wintergeister. Alles sehr traditionell», so Meier-Spring.
Wenn sie gerade nicht feiert, arbeitet die weisse Hexe an der «Richtigstellung von verklärten okkulten Ansichten» zur modernen Hexerei in Europa. Dafür gibt sie Seminare und Referate im In- und Ausland, an Universitäten und bei historischen Veranstaltungen. Dies kostet enorm viel Zeit: «Eine öffentliche Hexe zu sein ist wahrlich kein Zuckerschlecken.»
Viele Einzelhexen in der Schweiz
Eine Hexe werden kann indes jeder. Denn es bedeutet laut Haas, sich zwischen verschiedenen Wahrnehmungsebenen und Realitäten hin- und herbewegen zu können. Er selbst ist schon als Kind zum Hexentum gekommen: «Ich habe mich schon als kleiner Junge mit Stimmen unterhalten und mit Magie auseinandergesetzt.» Sein Kindheitstraum war es deshalb, einen Esoterikladen zu eröffnen. Heute führt er einen Laden für Hexerei – Esoterik ist ihm zu bunt geworden.
Als Hexer beschäftigt sich Haas mit verschiedenen Ritualen. So zündet er sich im Alltag oft Kerzen an und nimmt mithilfe von Meditation Kontakt mit Göttern und Göttinnen auf. Wicca Meier-Spring übt ähnliche Praktiken aus. «Ich meditiere regelmässig, mache Chakra Clearing und Balancing und räuchere mein Haus mit reinigenden Harzen und Kräutern aus. Lichtvolle Kerzenrituale mag ich auch sehr und die Magie mit Tarotkarten», so die Hexe.
Weltweit ist die moderne weisse Hexerei ein Bestandteil der Gesellschaft. Am jährlichen internationalen Hexentreffen in London nehmen jeweils rund 5000 bis 7000 Hexen teil. In der Schweiz findet man laut Meier-Spring eher kleinere Gruppen, dafür aber viele Einzelhexen.