Gian und Giachen kommen aus Italien

Aktualisiert

Neuer TV-SpotGian und Giachen kommen aus Italien

Ab heute nehmen die zwei Steinböcke die Unterländer wieder auf die Hörner. Was sie dabei verschweigen: Die wohl berühmtesten Bündner sind ursprünglich Italiener.

Serge Hediger
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Serge Hediger

Seit 2007 lästern die beiden Werbe-Steinböcke Gian und Giachen über alles, was ihnen unter die Augen kommt. Im Auftrag von Graubünden Ferien machen sie sich lustig über Biker und Boarder oder den Nebel im Unterland. Die Spots, auf Youtube hunderttausendfach aufgerufen, sind erfolgreich: Bündner Steinböcke werden schweizweit als das bekannteste Sinnbild für touristische Werbung wahrgenommen. Sie sind zu Sympathieträgern der Region herangewachsen, wie das Meinungsforschungsinstitut GfK ermittelt hat.

Ab Montag bringen Gian und Giachen mit ihrem neuesten Streich die TV-Zuschauer erneut zum Lachen. Im neuen Spot ziehen sie über die Kletterer her und machen sich mit fiesen Sprüchen über die Alpinisten lustig, wie im Video zu sehen ist. Mit «I bin an Bündner Steibock» zeigen Gian und Giachen auch gern, wie stolz sie auf ihre Heimat sind. Doch Graubündens vermeintlich schrägste Ureinwohner stammen wie alle Schweizer Steinböcke eigentlich aus Italien.

Italienische Wurzeln

Der Alpensteinbock war hier zu Lande ausgerottet; 1809 (nach anderen Quellen im 17. Jahrhundert) wurde das letzte Tier erlegt. Einzig am norditalienischen Gran Paradiso (4061 m ü. M.), dem Jagdrevier des italienischen Königs Vittorio Emanuele II., konnte sich zwischen Aostatal und Piemont eine Steinwild-Population halten.

Doch der König war nicht gütig: Wiederholt lehnte er Gesuche des Schweizerischen Bundesrates ab, der Steinböcke zur Wiederansiedlung legal erwerben wollte. Schliesslich brachte der italienische Wilderer Giuseppe Bérard ab 1906 insgesamt 16 Zuchttiere heimlich nach St. Gallen, wo sie im Wildpark Peter und Paul aufgezogen wurden. Des Schmugglers Lohn: 1000 Franken pro Tier, wie es im Standardwerk «Der Steinbock. Biologie und Jagd» heisst.

100 Jahre freilebende Steinböcke

Am 8. Mai 1911 schliesslich, vor genau 100 Jahren, konnten im St. Galler Oberland die ersten Tiere ausgesetzt werden. 1920 war auch die erste Aussiedlung des Bündner Wappentiers am Piz Albris bei Pontresina im eigenen Kanton erfolgreich. Inzwischen leben 13 000 Steinböcke in der Schweiz, davon 5500 im Kanton Graubünden – Gian und Giachen nicht eingerechnet.

«So ist auch unser Kanton»

Im neuen TV-Spot ziehen die Bündner Steinböcke über die Bergsteiger her. «Khum wird’s stail bruchands as Sail», lästern Gian und Giachen in ihrem neuesten Streich über die langsamen Berggänger. Gaudenz Thoma (im Bild), Direktor von Graubünden Tourismus, ist begeistert von der Fortsetzungsgeschichte. «Ich finde den Spot genial, weil die beiden Steinböcke für den Witz und Charme von Graubünden stehen.» Dass die frechen Vierbeiner Kletter-Gäste verärgern könnten, glaubt er nicht. Die Reaktionen seien bisher durchwegs positiv gewesen. Auch die 20 000 Böcke-Fans auf Facebook seien ein deutliches Zeichen. Thoma sagt: «Die beiden Steinböcke sind eine besondere Art zu werben, aber so ist auch unser Kanton.» (ann)

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