«Melde verräterische Posts!»Erdogan-Anhänger jagen Kritiker in der Schweiz
Erdogan-Anhänger rufen in der Schweiz auf Facebook dazu auf, Regimekritiker zu melden. Ein Betroffener spricht von einem «Klima der Angst».
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan macht weltweit Jagd auf seine Kritiker. Auch in der Schweiz rufen seine Anhänger auf Facebook und auf Whatsapp dazu auf, Regimekritiker zu melden.
«Wir werden gemeinsam die Höhlen der Putsch-Sympathisanten stürmen. Wer möchte diese terroristischen Landesverräter denn nicht anzeigen? Melde die verräterischen Posts. In der Türkei wird man auf sie warten, um sie auf besondere Art und Weise willkommen zu heissen.» (Ganze Übersetzung siehe Box) Es folgen E-Mail-Adressen des türkischen Sicherheitsministeriums. Auf einem weiteren Post wird die Schliessung einer Schule gefordert, die im Rahmen der Gülen-Bewegung im Jahr 2009 in Zürich gegründet wurde. Auf dem Post ersichtlich sind ein Foto der Schule, die Adresse und die Telefonnummer. Darüber steht unter anderem: «Wer hier seine Kinder in die Schule schickt, sollte sofort damit aufhören.» Auf einem inzwischen gelöschten Post hiess es: «Wir werden Gülenisten auch in der Schweiz jagen.»
«Türkische Hexenjagd in der Schweiz»
Der Prediger Fethullah Gülen ist türkischer Staatsfeind Nummer eins. Erdogan wirft ihm vor, hinter dem Putschversuch zu stecken. In der Türkei hat Erdogan am Montag 15'200 Bildungsbeamte suspendiert, weil er ihnen Verbindungen zu Gülen vorwirft.
Ein besorgter Bürger, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben will, hat die Facebookposts bereits der Kantonspolizei Zürich gemeldet. «Die türkische Hexenjagd hat nun auch in der Schweiz begonnen», sagt er. Erdogan-Kritiker würden in der Schweiz via E-Mail oder Facebook persönlich kontaktiert. Man drohe ihnen, sie der türkischen Regierung zu melden. Unter Regime-Kritikern herrsche ein Klima der Angst. Kaum jemand traue sich, die Entwicklungen in der Türkei noch kritisch zu kommentieren. Niemand wolle Probleme haben, wenn die Familie in der Türkei besucht werde. «Wir wissen nicht, was uns hier passieren kann. Denn das, was in der Türkei gepredigt wird, findet auch unter vielen Türken in der Schweiz Anklang.»
Angriffe auf Gülen-Anhänger in ganz Europa
Auch in Deutschland gibt es laut dem Bundesvorsitzenden der Kurdischen Gemeinde Deutschland, Ali Toprak, eine Kampagne von Erdogan-Anhängern und seiner Partei AKP, beleidigende Beiträge der türkischen Cyberpolizei zu melden. Toprak spricht von Denunziantentum.
Noch am Montag hatte der Präsident der Türkischen Gemeinschaft Schweiz, Kahraman Tunaboylu, gegenüber Radio SRF gesagt, er glaube nicht, dass die Lage auch hierzulande eskalieren könnte. Er verspüre keine Unruhe unter seinen Landsleuten in der Schweiz. Auf die hetzerischen Facebook-Posts angesprochen, sagt Tunaboylu: «Dazu möchte ich keine Stellung nehmen.»
Gülen-Anhänger stehen in verschiedenen europäischen Ländern unter Beschuss. In Deutschland und in Italien wurden am Wochenende Lokale der Gülen-Bewegung angegriffen. In Belgien stehen Gülen-Anhänger unter Polizeischutz.In den Niederlanden ist der lange Arm Erdogans ebenfalls spürbar, schreibt «Der Westen». In einem E-Mail bittet das türkische Konsulat Vertreter von türkischen Organisationen und Vereinen, an eine offizielle E-Mail-Adresse all jene zu melden, die sich über die Türkei oder das türkische Volk im Allgemeinen und den «geehrten Präsidenten» abfällig oder beleidigend äussern.
«Zungen drosseln» und «Grenzen aufzeigen»
Auf Facebook kursiert unter Türken in der Schweiz folgender Post:
«Wir werden gemeinsam die Höhlen der Parallellen (Anhänger der Gülen-Bewegung) und Putsch-Symathisanten stürmen.
Wer möchte denn die terroristischen Landesverräter nicht anzeigen?
Europa, bleib nicht stehen!
Wollt ihr die Terroristen nicht rauskotzen!
Melde die verräterischen Posts an folgende E-Mail-Adressen.
In der Türkei wird man auf sie waren, um sie auf besondere Art und Weise willkommen zu heissen.
Melde sie um ihnen die Grenzen aufzuzeigen!
Und ihre Zungen zu drosseln!!
PS: Melde die schweren Fällen direkt bei mir. Diese erwartet in der Türkei eine besondere Behandlung.»
Verweis auf das Sicherheitsdepartement
«Terroristische Tätigkeiten auf Social Media können sie hier melden.
Emailadressen.»
Auf einem weiteren Post wird die Schliessung einer Schule gefordert, die im Rahmen der Gülen-Bewegung im Jahr 2009 in Zürich gegründet wurde. Auf dem Post ersichtlich ist das Foto der Schule, die Adresse und Telefonnummer.
«Das ist eine Gülen-Schule in der Schweiz. Man sollte sie sofort schliessen. Wer hier seine Kinder in die Schule schickt, sollte sofort damit aufhören. Vertraut der Schule nicht eure Kinder an...»