«Für mich haben die Münzen keinen Wert»

Aktualisiert

Schatz von Ueken AG«Für mich haben die Münzen keinen Wert»

Auf dem Land von Bauer Daniel Loosli aus Ueken AG wurde ein spektakulärer Fund gemacht: Über 4000 Münzen aus der Römerzeit. Er durfte aber keine einzige behalten.

Qendresa Llugiqi
von
Qendresa Llugiqi

Per Zufall entdeckte Landwirt Daniel Loosli (49) in Ueken bei Frick AG einen der grössten Münzschätze der Schweiz: 4166 Münzen aus der Römerzeit. Wie die Aargauer Staatskanzlei am Donnerstag mitteilte, sind die Münzen aussergewöhnlich gut erhalten. Die Kantonsarchäologie vermutet, dass das Geld schon kurz nach der Prägung aus dem Verkehr gezogen und vergraben worden ist.

Die Münzen lagen danach über 1700 Jahre gut versteckt unter der Erde – bis Looslis Vater sie vor rund einem Jahr auf ihrer Kirschbaumplantage fand. «Er sah etwas im Boden grün leuchten», erzählt der Landwirt. «Aber es waren nur wenige Münzen, deshalb liessen wir das Thema wieder fallen.» Dieses Jahr – Anfang Juni – seien weitere Münzen zum Vorschein gekommen. «Mein Vater sagte, ich soll mich endlich darum kümmern.» Deshalb habe er auf Google nach Informationen zu Herkunft und Alter der Münzen gesucht.

Rund 50 Franken pro Münze

«Dabei fand ich heraus, dass die Münzen aus der Römerzeit stammen und in diesem Zustand schätzungsweise einen Wert von rund 50 Franken pro Münze haben», sagt Loosli. Als er die Münzen nur ein wenig gereinigt habe, sei alles lesbar gewesen. «Nach fast 2000 Jahren ist ein solch guter Zustand schon erstaunlich.»

Weil im nahegelegenen Frick wenige Monate zuvor Teile einer römischen Siedlung ausgegraben worden waren, vermutete seine Familie, dass es sich um römische Münzen handeln könnte. «Ich versuchte die Kantonsarchäologie zu verständigen, die hatten jedoch Ferien», sagt Loosli. Deshalb habe er es später noch einmal versucht.

Aus der Zeit um 295 nach Christus

Im September war es dann so weit: Archäologen sicherten die Fundstelle und nahmen sie genauer unter die Lupe. «Was wir dann innerhalb von drei Tagen freilegen, dokumentieren und bergen konnten, übertrifft alle Erwartungen», sagt Kantonsarchäologe Georg Matter. «So etwas erlebt man als Archäologe selten mehr als einmal im Berufsleben.»

Bis Anfang November kamen innerhalb weniger Quadratmeter 4166 römische Münzen zum Vorschein. Nach der ersten Bestimmung von gut 200 Münzen stellte Münzexperte Hugo Doppler fest, dass es sich um Antoniniane aus der Zeit nach 274 nach Christus handelt. Der Experte identifizierte unter anderem Prägungen der Kaiser Aurelianus, Tacitus, Probus, Carinus, Diocletianus und Maximianus. Die jüngsten Exemplare stammen aus dem Jahr 294 nach Christus.

Münzen gehören der Allgemeinheit

Ebenfalls fiel dem Experten auf, dass es sich um besonders hochwertige Bronzemünzen handelt, die einen ungewöhnlich hohen Silbergehalt von fünf Prozent aufweisen. «Der Besitzer muss diese Münzen gezielt ausgesucht haben, um sie zu horten, denn das in ihnen enthaltene Silber garantierte in der damals wirtschaftlich unsicheren Zeit wohl einen gewissen Werterhalt», erklärt Doppler.

Loosli durfte keine einzige Münze behalten, da gemäss den gesetzlichen Vorschriften archäologische Bodenfunde der Allgemeinheit gehören. Der Landwirt nimmt es gelassen: «Die Münzen haben sowieso keinen Wert für mich.» Aber: «Wenn es Münzen aus Gold gewesen wären, hätte ich es mir noch einmal überlegt», sagt Loosli mit einem Augenzwinkern.

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