S-Bahn überfuhr Signal

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Zugunglück in RafzS-Bahn überfuhr Signal

Eine Woche nach dem Zugunglück von Rafz ZH ist klar, wie es zur Kollision einer S-Bahn und eines Interregio-Zuges kommen konnte. Sechs Personen wurden dabei verletzt.

num/sda
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Das Zugunglück in Rafz ZH vor einer Woche ist auf das Überfahren eines Signals zurückzuführen. Das gab die SBB am Freitag bekannt. Beim Unglück waren sechs Personen verletzt worden, eine davon schwer.

Die S-Bahn in Richtung Schaffhausen fuhr vergangenen Freitag um 6.40 Uhr trotz geschlossenem Signal los, wie die SBB schreibt. Zwar wurde eine Zwangsbremsung am Signal ausgelöst, doch die S-Bahn war zu diesem Zeitpunkt bereits mit 59 km/h unterwegs und kam erst knapp 100 Meter nach dem Signal zum Stillstand. Sie ragte leicht ins Lichtprofil des benachbarten Gleises, wie die SBB schreibt.

Auf diesem Gleis nahte Sekunden später ein Interregio von Zürich her mit Tempo 110 km/h. Es kam zu einer seitlichen Kollision zwischen den beiden Zügen, bei welcher der Interregio entgleiste. Auch die S-Bahn wurde beschädigt.

Auf durchfahrende Züge ausgerichtet

Der Bahnhof Rafz verfüge über moderne Sicherungsanlagen, schreibt die SBB. Nach ersten Erkenntnissen hätten die Sicherheitseinrichtungen auch einwandfrei funktioniert. Die Abfahrverhinderung sei jedoch auf durchfahrende Züge ausgerichtet - die S-Bahn aber hatte gewendet und sei deshalb von der Zugbeeinflussung nicht gebremst worden.

Zusätzliche Sicherungskomponenten seien nur vorgesehen, wenn im Wochendurchschnitt mindestens ein Zug pro Tag wende, schreibt die SBB. Das sei in Rafz Richtung Schaffhausen jedoch nicht der Fall.

Gemäss SBB würde das moderne ETCS-System Level 2 sicherstellen, dass irrtümliche Abfahrten nach dem Wenden technisch unmöglich sind. Die netzweite Einführung dieses Systems ist für 2025 geplant. Derzeit werde geprüft, ob diese beschleunigt werden könne, teilte die SBB mit.

Als kurzfristige Vorsichtsmassnahme müssen Züge, die gewendet haben, bis auf weiteres langsamer fahren: Sie dürfen bis zum ersten Signal höchstens 40 km/h erreichen. Damit steige die Wahrscheinlichkeit, «dass bei Situationen wie in Rafz der Zug noch vor dem Gefahrenpunkt gestoppt werden kann», wie die SBB schreibt.

Lokführer ausser Lebensgefahr

Beim Unglück in Rafz war der 49-jährige Lokführer des Interregio schwer verletzt worden. Wie die SBB am Freitag mitteilte, ist er nach einer Operation ausser Lebensgefahr.

Der Lokführeranwärter, der ebenfalls im Interregio gewesen war, kann das Spital voraussichtlich in den nächsten Tagen verlassen. Auch vier Passagiere waren bei der Kollision leicht verletzt worden. Der Sachschaden an den beiden Zügen beträgt nach Angaben der SBB gemäss ersten Schätzungen «mehrere Millionen Franken».

In beiden Zügen waren zum Zeitpunkt des Unfalls gerade Lokführer-Aspiranten ausgebildet worden. Die SBB machte in ihrer Medienmitteilung vom Freitag keine Angaben dazu, ob in den beiden Zügen gerade die Aspiranten am Steuer waren oder die Ausbildungslokführer.

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