Vier von fünf ärgern sich wegen der Waschküche

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Kampfzone MietshausVier von fünf ärgern sich wegen der Waschküche

Waschplan und Sauberkeit sorgen für rote Köpfe in der Waschküche. Dennoch sucht weniger als die Hälfte der erbosten Mieter das Gespräch mit dem Nachbarn.

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Die Waschküche im Mehrfamilienhaus ist oft der einzige Ort, an dem sich Mieter begegnen. Nicht selten wird dieser darum zur Kampfzone. Das Immobilienportal Homegate wollte es genau wissen und befragte seine Nutzer zu Problemen in der Waschküche. Dabei kam heraus, dass 79 Prozent der Befragten sich mindestens mehrmals jährlich wegen der Waschküche aufregen. Jeder vierte ärgert sich gar wöchentlich darüber.

Für den meisten Konfliktstoff sorgt die Reinigung der Maschine. So geben 29 Prozent der Befragten an, dass es sie stört, wenn die Maschine nach der Benützung nicht richtig gereinigt wurde. Mühsam finden viele auch, dass andere ihre Wäsche liegen oder hängen lassen, den Waschplan gar nicht einhalten oder ihre Waschzeit überziehen.

Eigene Maschine statt Konfliktlösung

Interessant ist, dass die Mieter immer weniger bereit sind, miteinander zu reden, um Probleme zu lösen. Dabei hinken die als kommunikativ geltenden Frauen gar hinter den Männern her. Von Letzteren gaben 43 Prozent – im Gegensatz zu 38 Prozent der Frauen – an, die Lösung bestehe in mehr Kommunikation und Toleranz. Die restlichen 62 Prozent der Frauen bevorzugten, dass mehr Geräte zur Verfügung gestellt werden oder eine eigene Waschmaschine angeschafft wird.

Der Hauseigentümerverband hat bereits festgestellt, dass Konflikte in Mietshäusern zunehmen. In einer Medienmitteilung ortet er die Probleme in einer Mischung aus mehr Empfindlichkeit und Stress und sinkender Toleranz und fehlender Konfliktfähigkeit. Ein weiteres Problem sei die zunehmende Anonymität, die dazu führe, dass man sich erst im Konfliktfall kennenlerne.

Gespräch immer noch die beste Lösung

Damit lässt sich vielleicht auch erklären, wieso nur gerade 38 Prozent der Verärgerten in der Umfrage angeben, ihre Nachbarn direkt auf das Problem anzusprechen. 44 Prozent haben sich bei Familie oder Freunden beschwert oder nichts gemacht. Jeder Fünfte hat sich gar direkt an die Verwaltung gewandt. Dabei scheint dies nicht sehr erfolgsversprechend zu sein. So geben nur gerade sechs Prozent an, die Verwaltung habe den Konflikt lösen können. Das direkte Gespräch mit dem Nachbarn hatte deutlich mehr Erfolg: Bei 31 Prozent war danach alles gut.

Rechtsberater Ruedi Spöndlin vom Schweizer Mieterverband bestätigt, dass er immer wieder Anrufe wegen Problemen in der Waschküche erhalte. Meist gehe es um Schmutz wie etwa Tierhaare, die nicht entfernt worden seien, oder Wäsche, die nicht abgenommen oder sonst liegen gelassen worden sei. Er rate, in Konfliktfällen behutsam vorzugehen und idealerweise das Gespräch zu suchen.

Im Extremfall geht es vor Gericht

Spöndlin stellt aber fest, dass immer mehr Mieter das Problem lieber lösen, indem sie sich eine eigene Maschine zulegen. Dies ist auch in der Umfrage eine beliebte Lösung. Ein Teil zieht gar wegen der Konflikte um. Nur gerade fünf Teilnehmende von über 3000 gaben an, wegen Problemen in der Waschküche den Anwalt oder Friedensrichter eingeschaltet zu haben.

Was passieren muss, bis ein Waschküchenstreit vor Gericht landet, zeigt ein Fall, der im September dieses Jahres vom Bundesgericht entschieden wurde. Eine Frau hatte im Juni 2013 im zürcherischen Horgen ihre Nachbarin in der Waschküche eingeschlossen und den Schlüssel in den Briefkasten geworfen. Sie wurde wegen Freiheitsberaubung zu einer bedingten Geldstrafe verurteilt.

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