IZRS-Blancho verteidigt die Steinigung

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Video zum Ramadan-EndeIZRS-Blancho verteidigt die Steinigung

In einer «Arena»-Sendung wollte er sich nicht von der Steinigung distanzieren. Jetzt sagt Nicolas Blancho: «Ich bereue es kein bisschen.»

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Zum Ende des Fastenmonats Ramadan wendet sich IZRS Präsident Nicolas Blancho an seine Glaubensbrüder. Er warnt dabei vor der Verwässerung der Texte im Koran.
Als Beispiel führt Blancho die Frage nach der Steinigung im Islam an. 2010 wurde er in der «Arena» aufgefordert, sich von der Steinigung zu distanzieren. Blancho betont jetzt im Video, dass er es «kein bisschen» bereue, dass er es nicht getan habe.
«Ich dachte, ich habe jetzt die Möglichkeit zu entscheiden, gehöre ich zu denen, die es verleugnen und irreführen, oder zu jenen, die zu ihrer Din (Religion) stehen. Ich entschied mich in vollem Bewusstsein der Konsequenzen für Letzteres», so Blancho
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Zum Ende des Fastenmonats Ramadan wendet sich IZRS Präsident Nicolas Blancho an seine Glaubensbrüder. Er warnt dabei vor der Verwässerung der Texte im Koran.

Screenshot Facebook

Nicolas Blancho, Präsident des Islamischen Zentralrats (IZRS), steht an einem Strand, im Hintergrund Palmen und orientalisch anmutende Häuser. Er zeichnet mit einem Stein die Umrisse eines Schiffs in den Sand. Anlässlich des Endes des Fastenmonats Ramadan ruft Blancho in einem aufwändig produzierten Video seine Glaubensbrüder zu Einigkeit auf: «Wir sitzen alle im gleichen Schiff, und ich frage, wollen wir das Schiff in den Wogen des Säkularismus und des Atheismus untergehen lassen?»

Dann richtet sich Blancho auf und warnt vor der Relativierung der Texte im Koran. Dazu verweist er auf die Sendung «Arena» im Jahr 2010. Dort wurde er aufgefordert, sich von der Praxis der Steinigung zu distanzieren, wie sie etwa der Iran vorschreibt. «Alle droschen auf mich, alle drängten darauf hin», erinnert sich Blancho im Video. Im Iran etwa steht auf das Delikt «Ehebruch» die Steinigung.

Blancho bereut «kein bisschen»

Jetzt, sieben Jahre später, bereut es Blancho «kein bisschen», dass er sich damals in der «Arena» nicht distanziert hat. «In diesem Moment ist mir die Aussage eines islamischen Gelehrten durch den Kopf gegangen, der sagte: ‹Ich fürchte, dass eine Zeit kommen wird, in der Menschen sagen werden: Es gibt die Steinigung nicht, weil wir sie nicht im Buch Allahs vorfinden, aber sie [die Menschen, Anm. d. Red.] werden damit in die Irre leiten und sie verleugnen, obwohl sie existiert.›»

«Ich dachte, ich habe jetzt die Möglichkeit, zu entscheiden, gehöre ich zu denen, die es verleugnen und irreführen, oder zu jenen die zu ihrer Din (Religion) stehen. Ich entschied mich in vollem Bewusstsein der Konsequenzen für Letzteres», so Blancho, während er einen Stein ins Meer wirft. Er betont, es gebe in diesen Wellen nur eines: stramm und standhaft dagegenhalten. Doch will Blancho die Steinigung auch für die Schweiz? Auf Anfrage von 20 Minuten teilt der IZRS mit, «dass man die Anwendung der strafrechtlichen Abteilung der Shari'a ausserhalb eines islamischen Systems klar ablehnt».

IZRS-Gegner sehen sich bestätigt

FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann sieht sich aufgrund der Äusserungen Blanchos in seinem Vorhaben, «extrem islamistische Bewegungen, die Ideologien wie der Scharia nahestehen», zu verbieten, bestätigt. In seiner Anfang Juni eingereichten Interpellation will er «Organisationen, welche sich innerhalb ihrer Kulturen nicht deutlich von verfassungswidrigem Verhalten abgrenzen oder gar damit sympathisieren», auf den Index setzen.

Portmann betont, dass es nicht darum gehe, die Religions- oder Meinungsäusserungsfreiheit einzuschränken. «Nicolas Blancho kann weiterhin daran glauben, dass Steinigung zu seinem Islam gehört», so Portmann. Er sollte künftig einfach mit juristischen Konsequenzen rechnen müssen, wenn er unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit zu Menschenrechtsverletzungen anstifte und seine Werte über jene unserer Verfassung stelle.

Für Samuel Behloul, Titularprofessor für Religionswissenschaft an der Uni Luzern, wäre ein Verbot des IZRS hingegen nicht zielführend, da der Schweizer Rechtsstaat stark genug sei, um radikale Gruppierungen wie den IZRS auszuhalten. Denn bisher fehle schlicht der Beweis, dass die Gruppe die öffentliche Ordnung und Sicherheit gefährde. Zudem sei der IZRS Ausdruck der Vielfalt innerhalb der muslimischen Szene in der Schweiz.

Wäre ein Verbot kontraproduktiv?

Behloul hält das Bekenntnis zur Steinigung für eine weitere gezielte Provokation des IZRS, um Aufmerksamkeit zu generieren. Doch als kleine Splittergruppe werde der IZRS ohnehin von der Mehrheit der Muslime in der Schweiz belächelt. «Ein Verbot wäre höchstens angezeigt, wenn etwa dazu aufgerufen würde, Ungläubige oder andersdenkende Muslime zu verfolgen, wie es bei der An'Nur-Moschee in Winterthur der Fall war», sagt Behloul.

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