So viel Mann kannSchweizer Puffs locken mit Flatrate-Sex
In Schweizer Bordellen macht sich ein neuer Trend breit: Der Freier kann für einen fixen Preis mit so vielen Frauen Sex haben, wie er will. Fachstellen kritisieren das Konzept als menschenverachtend.
Was man bis jetzt nur beim Essen unter dem Titel «All you can eat» kennt, hält in der Schweiz vermehrt auch im Sexgewerbe Einzug. Für einen fixen Betrag gibt es so viel Sex wie man will - oder kann. Flatrate-Sex nennt sich dieses Geschäftsmodell, das gleich mehrere Bordelle in der Schweiz anbieten. Gemäss der Zürcher Staatsanwältin Silvia Steiner nimmt dieser Trend zu. Steiner hat sich als Staatsanwältin auf das Thema Menschenhandel spezialisiert und äusserte sich im Zürcher Kantonsrat zum Thema (siehe Box). Laut Steiner arbeiten in solchen Billig-Etablissements vor allem Prostituierte, die für andere Clubs nicht attraktiv genug sind, wie der «Landbote» schreibt.
In Zürich bieten gleich mehrere Clubs solchen Flatrate-Sex an. So wirbt ein Club in Dübendorf mit dem Angebot «Bis zu 60 Girls täglich - Pauschal 160 Franken inkl. Essen». Bei einem anderen Bordell im Kanton Thurgau gibt es jeden Mittwoch, Samstag und Sonntag «Sex soviel du kannst.» Für zwei Stunden werden 300 Franken fällig, für sechs Stunden 500 Franken. Ein weiteres Etablissement wirbt mit «Sex ohne Limit, stehe deinen Mann so oft du kannst. Jedes Girl steht dir frei zur Auswahl.»
«Männer überschätzen sich»
Das Flatrate-Konzept geht für die Bordell-Betreiber offenbar auf. So sagt ein Club-Betreiber, der nur anonym Auskunft geben will: «Wenn es sich nicht lohnen würde, würde ich es sicher nicht machen.» Denn viele Männer würden sich überschätzen. «Auch wenn die Männer mit so vielen Frauen und so oft sie wollen Sex haben könnten, die meisten schaffen es im Durchschnitt zweimal.» Zudem berechne das Bordell ab der zweiten Prostituierten pro Frau zusätzlich 20 Franken.
Bei den Fachstellen für Prostitution kommt die Sex-Flatrate gar nicht gut an. Rebecca Angelini, Mediensprecherin der Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration FIZ, kritisiert das Flatrate-Konzept im Sexgewerbe scharf: «Dass alles möglich ist für wenig Geld, ist würde- und respektlos gegenüber den Sexarbeiterinnen.» Besonders problematisch sei, wenn die Frauen in den Bordellen nicht selber entscheiden können, welche Freier sie annehmen und welche Praktiken sie anbieten. «In den Flatrate-Bordellen nimmt der Druck noch weiter zu.» Angelini kann sich zudem nicht vorstellen, dass sich dieses Geschäftskonzept lohnt. «Der Preis ist viel zu niedrig. Schlussendlich leiden die Frauen unter solchen Dumpingpreisen.»
20 bis 30 Freier am Tag
Gemäss dem Bordellbetreiber sind die Frauen nicht gezwungen, jeden Freier anzunehmen. «Wichtig ist, dass die Prostituierten hier nicht gezwungen werden, mit dem Freier mitzugehen. Auch wenn es eine Flatrate gibt, die Prostituierte kann den Freier ablehnen.»
In Deutschland gibt es Flatrate-Bordelle schon seit einigen Jahren. Dort tobte eine Debatte, ob man Flatrate-Sex verbieten soll. Eines der berühmtesten Bordelle, welches dieses Angebot bekannt machte, war der «Pussy Club» in Stuttgart. Mittlerweile ist der Club geschlossen und deren Betreiber wurden zu mehrjährigen Haftstrafen wegen Menschenhandel verurteilt. Gemäss einem Bericht der «Welt», mussten die Frauen im Club pro Tag 20 bis 30 Männer bedienen. Sie verdienten so nicht mal vier Euro pro Freier.
«Dieses Angebot sollte man verbieten»
Am Montag war im Zürcher Kantonsrat Prostitution das Thema. In diesem Zusammenhang wurde auf das Problem der Flatrate-Bordelle aufmerksam gemacht. Anfragen von 20 Minuten zeigen, dass die Meinungen zu diesem Thema gespalten sind. Gemäss dem CVP-Fraktionspräsident Philipp Kutter sollte man dieses Angebot verbieten. «Es kann nicht sein, dass Frauen ihren Körper á Discrétion zur Verfügung stellen müssen.» Ob ein Verbot wirklich greifen würde, könne er nicht beurteilen. «Aber wenigstens hätten wir dann eine Handhabe.»
Raphael Golta von der SP-Fraktion, glaubt jedoch nicht, dass ein Verbot etwas bringen würde. «Wer soll dann in den Bordellen kontrollieren, wer wieviel bezahlt hat?» SVP-Fraktionschef Jürg Trachsel sagt: «Wenn die Frauen das freiwillig tun, dann habe nichts dagegen.» Das Problem bestehe darin, dies herauszufinden. Moralisch gesehen sei das Sex-Flatrate-Prinzip vewerflich, aber er sei schliesslich als Politiker kein Hüter der Moral. Diese Meinung teilt auch Thomas Vogel von der FDP: «Wenn eine erwachsene, selbstbestimmte Frau so etwas anbietet, dann gibt es dagegen nichts einzuwenden.»
Esther Guyer, Fraktionschefin der Grünen ist der Überzeugung, dass ein Verbot der falsche Weg ist. «Man kann nicht für jede gesellschaftliche Erscheinung ein Gesetz erlassen.» Hier müssten andere Lösungen gefunden werden, um dieses Frauen verachtende Phänomen verschwinden zu lassen, sagt sie.