Forschungsstation in Davos sabotiert

Aktualisiert

Angst vor VerschwörungForschungsstation in Davos sabotiert

In Davos hat ein Mann Messinstrumente des Weltstrahlungszentrums lahmgelegt. Die Überwachungskamera entlarvt, dass es sich um einen Verschwörungstheoretiker handelt.

vro
von
vro
Der Verschwörungstheoretiker sabotierte im Davoser Forschungsinstitut PMOD/WRC Instrumente, die den Feinstaub in der Luft messen.

Der Verschwörungstheoretiker sabotierte im Davoser Forschungsinstitut PMOD/WRC Instrumente, die den Feinstaub in der Luft messen.

Das Physikalisch-Meteorologische Observatorium und Weltstrahlungszentrum in Davos, wo seit über 100 Jahren Klima- und Sonnenforschung betrieben wird, hat Anfang März ungebetenen Besuch bekommen: Ein 44-jähriger Mann stahl sich auf das Gelände und begann, an Messinstrumenten herumzuhantieren. Er deckte Optiken mit Schnee zu, sodass diese keine Daten mehr liefern konnten. Dabei filmte sich der Saboteur selbst und stellte das Video später ins Internet.

Es war nicht das erste Mal, dass der Mann auf dem Gelände gesichtet wurde. Bereits ein paar Tage zuvor war von der Überwachungskamera gefilmt worden, wie er sich auf dem Areal umsah. Der Direktor des Instituts, Werner Schmutz, bestätigt einen Bericht der «Südostschweiz». Es sei gut möglich, dass der Saboteur schon früher im Observatorium aufgetaucht sei. Es handle sich um einen Verschwörungstheoretiker. «Er glaubt an einen weltweiten Komplott, dessen Zentrum Davos ist. Der Mann trägt Verschwörungstheorien in sich», so Schmutz. «Wir haben ab und zu mit Spinnern zu tun. Vermutlich habe ich ihn auch schon gesehen.» Es gebe Leute, die manchmal vorbeikämen und mit den Mitarbeitern diskutieren wollten.

«Wollen nur, dass er uns in Ruhe lässt»

Der ungebetene Gast beliess es nicht dabei. Schmutz vermutet, dass der Mann kurz nach der Manipulation der Messgeräte die Stecker von Instrumenten auf dem Institutgelände ausgezogen hat. Der Schaden der Sabotage halte sich zwar in Grenzen, allerdings sei der Vorfall lästig. Betroffen gewesen seien Instrumente, die den Feinstaubgehalt in der Luft messen. «Wir hatten einen Messdatenverlust und ein paar Stunden Arbeit, weil die Instrumente auf Schäden überprüft werden mussten.» Um den Saboteur künftig vom Gelände weisen zu können, hat Schmutz nun eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung eingereicht. «Wir wünschen ihm nichts Böses, wir wollen nur, dass er uns in Ruhe lässt.» Es bleibe jedoch fraglich, ob ihn diese Botschaft auch erreiche.

Verschwörungstheoretiker können gefährlich werden

Laut Schmutz interessiert sich der Verschwörungstheoretiker auch für sogenannte Chemtrails. «Einige Leute glauben, dass die USA mit den Kondensstreifen der Flugzeuge den Klimawandel reduzieren wollen, indem sie Metallsplitter in die Atmosphäre streuen», erklärt Sektenexperte Georg Schmid. Andere vermuten, dass Ausserirdische den Grossteil der Menschheit mit Gift ausrotten wollen. Dass Feinstaub ihrer Ansicht nach diese Stoffe transportieren, könnte die Sabotage an den Messgeräten in Davos erklären.

«Verschwörungstheorien erfreuen sich in der letzten Zeit zunehmender Beliebtheit», erklärt Schmid. Anonyme Trends, die auf keinen klar ersichtlichen Urheber zurückzuführen sind, seien zu unübersichtlich, weshalb unterschiedlichste Theorien entstünden. «Einzelne Anhänger können bedrohlich sein», so Schmid. «Je mehr sie von anderen Menschen abgeschottet sind, desto gefährlicher sind sie.» In der Schweiz gebe es ein paar Tausend Verschwörungstheoretiker, die gefährlich werden könnten.

Deine Meinung zählt