Betrüger bieten verdächtig billige Luxuswagen an

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Autokauf im InternetBetrüger bieten verdächtig billige Luxuswagen an

Um die Weihnachtszeit nehmen Betrugsfälle beim An- und Verkauf von Fahrzeugen zu. Bei verdächtig günstigen Preisen sollte man skeptisch sein.

F. Dubler
von
F. Dubler
Dieser Porsche Cayenne wurde am 4. Dezember 2017 auf Comparis zu einem Schnäppchenpreis angeboten. Weil es sich um einen Betrugsversuch handelte, wurde das Angebot wieder gelöscht.
Hinter einem ähnlichen Angebot für einen Mercedes Benz steckt ein Herr aus Norwegen. Einem Interessenten schickte er zur Vertrauensbildung sogar eine angebliche Kopie seines Passes. Vermutlich ist das Dokument jedoch gefälscht. Die Absicht der Betrüger: Sie versuchen Interessenten zu einer Vorab-Überweisung eines Teils des Kaufpreises zu bewegen.
Solche betrügerischen Angebote gebe es immer wieder, heisst es bei Autoricardo.ch. In jedem Fall sei es ist wichtig, solche vermeintlichen Schnäppchen genau zu prüfen und sich im Zweifel an den Kundendienst der Plattform zu wenden.
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Dieser Porsche Cayenne wurde am 4. Dezember 2017 auf Comparis zu einem Schnäppchenpreis angeboten. Weil es sich um einen Betrugsversuch handelte, wurde das Angebot wieder gelöscht.

Screenshot comparis.ch

Es klingt zu schön, um wahr zu sein: Ein erst vierjähriger Mercedes Benz GLE 350 d Executive 4M wird auf Autoscout24.ch für 13'500 Franken angeboten. Neu kostet ein solches Modell fast 100'000 Franken.

Das Angebot machte Leser R. D.* neugierig, weshalb er sich beim Verkäufer melden wollte. Doch schon da wurde er ein erstes Mal stutzig: «Der Anbieter war auf den ersten Blick ein bestehender Autohändler aus Egerkingen. Doch die E-Mail-Adresse, die erst auf den Fotos im Inserat angezeigt wurde, hörte sich kurios an und war nicht jene des Autohauses.»

Tatsächlich wurde das Konto des Egerkinger Autohändlers missbraucht, wie dessen Inhaber auf Anfrage bestätigt: «Mein Profil auf Autoscout24.ch wurde schon mehrfach gehackt, um solche Angebote zu publizieren.» Er habe deswegen sein Passwort schon mehrfach ändern und die Fake-Deals löschen lassen müssen.

Fake-Website und falscher Pass

Trotz seiner Skepsis fragte D. beim fragwürdigen Inserenten nach. Dieser antwortete in fehlerhaftem Deutsch, dass er und das Auto zurzeit bei einer Schweizer Energiefirma in Norwegen seien. Das Auto werde jedoch bei Überweisung der Hälfte des Kaufpreises sofort durch eine Reederei in die Schweiz geliefert.

Sowohl die Reederei als auch die angebliche Firma sind im Internet zu finden. Beide scheinen jedoch für ihre Website Metadaten gestohlen zu haben. Zur Vertrauensbildung habe der fragwürdige Händler sogar eine Kopie seines Passes geschickt, der jedoch nicht echt zu sein schien, sagt D.

Bekannte Masche

D. ging nicht auf den Handel ein – zum Glück für ihn: Diese Masche ist als sogenannter Fahrzeug-Vorschussbetrug bekannt, wie Martin Boess, Direktor der Schweizerischen Kriminalprävention, sagt: «In diesem Fall wird der Betrüger die Anzahlung von 50 Prozent des Kaufpreises für das Auto in Norwegen einstreichen, aber nie einen Wagen in die Schweiz liefern.»

Gerade kurz vor Weihnachten nähmen Beratungen zu Abzocke und Betrug beim Kauf oder Verkauf von Motorfahrzeugen zu. Aufgrund falscher Namen sowie nicht registrierter E-Mail-Adressen und Telefonnummern seien solche Betrüger schwierig zu ermitteln.

«Deshalb sollte man bei Angeboten mit Vorauszahlung ohne Besichtigung stets vorsichtig sein. Gerade wenn das Fahrzeug oder der Händler angeblich im Ausland sind», sagt Boess. Ungewöhnlich attraktive Preise, unvollständige Verkäuferangaben oder auch Katalogbilder anstelle von echten Fotos könnten Indizien für einen Betrugsversuch sein.

Phishing verhilft Betrügern zu Daten

Den Verkaufsplattformen ist das Vorgehen ebenfalls nicht neu, wie Simon Marquard, Sprecher von Autoricardo.ch, sagt. «Es handelt sich dabei vor allem um Fahrzeuge im oberen Preissegment, die neu oder mit wenigen Tacho-Kilometern zu einem unverhältnismässig tiefen Preis angeboten werden und im Ausland stehen.» Die Betrüger kämen oftmals über Phishing-E-Mails an Daten der Mitglieder und würden darüber inserieren.

Cornelia Magnin von der Scout24 Schweiz AG: «Wir überprüfen Angebote täglich und optimieren die Kontrollprozesse laufend.» Betrugsversuche blieben zwar Ausnahmen, ganz ausschliessen könne man sie dennoch nicht.

*Name der Redaktion bekannt

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