Sorgt der Familienartikel für weinende Kinder?

Aktualisiert

StreitgesprächSorgt der Familienartikel für weinende Kinder?

Am 3. März stimmt die Schweiz über den Familienartikel ab. SVP-Nationalrätin Nadja Pieren und Clivia Koch, Präsidentin der Wirtschaftsfrauen, im Duell.

S. Marty
von
S. Marty
Clivia Koch (links) und Nadja Pieren (rechts) im Duell über den Familienartikel.

Clivia Koch (links) und Nadja Pieren (rechts) im Duell über den Familienartikel.

Frau Koch, der Familienartikel will Vereinbarkeit von Familie und Job fördern. Warum sind Sie dafür?

Clivia Koch: Weil es Zeit ist, dass Mütter ohne Bedenken arbeiten können und ihre Kinder extern gut versorgt wissen.

Frau Pieren, Sie sind Krippenleiterin und gegen den Artikel. Ist das nicht widersprüchlich?

Nadja Pieren: Nein. Ich bin dagegen, weil ich nicht will, dass Familien ihre Kinder nur noch vom Staat betreuen lassen können.

Die SVP wirbt mit einem weinenden Kind. Würde der Staat unglückliche Kinder schaffen?

Pieren: Das Kind symbolisiert die Schwächung der Familie, da diese durch den Artikel bevormundet wird. Kinder werden unglücklich, wenn Mütter nicht mehr selbst über das für sie optimale Familienmodell entscheiden können.

Koch: Das Gegenteil ist der Fall. Es wird mehr Entscheidungsfreiheit geschaffen. Wir haben zu wenig bezahlbare Krippenplätze. Der Staat muss eingreifen und ein Angebot schaffen.

Pieren: Der Artikel wird uns 12  Milliarden Franken kosten, was der Steuerzahler berappen muss. Mütter werden gezwungen, arbeiten zu gehen.

Frau Koch, stehen diese Kosten im Verhältnis zum Nutzen?

Koch: Klar muss man Geld investieren. Aber damit werden Frauen in der Wirtschaft ge­fördert, womit wieder Steuergelder eingenommen werden. Auch kann man so dem Fachkräftemangel entgegnen.

Pieren: Die Wirtschaft wird geschwächt, indem Unternehmen Arbeitszeitmodelle ausarbeiten und Elternurlaube garantieren müssen. Auch wird die Qualität der bestehenden Krippen abnehmen.

Schafft Wettbewerb nicht gerade mehr Qualität?

Pieren: Der Artikel schwächt den heutigen Wettbewerb. Staatlicher Einheitsbrei ist für mich nicht mehr Qualität.

Koch: Doch, denn Wettbewerb beugt dem Missbrauch von horrenden Krippenpreisen und Wartelisten vor.

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