«AfD und SVP haben fast das gleiche Programm»

Aktualisiert

Oskar Freysinger«AfD und SVP haben fast das gleiche Programm»

Der Walliser SVP-Staatsrat und AfD-Kenner Oskar Freysinger empfiehlt der deutschen Elite, AfD-Anhänger nicht länger als Volltrottel abzustempeln.

von
D. Pomper
«In der Bevölkerung geht die Angst um. Doch die Intellektuellen antworten: Ihr habt nur Angst, weil ihr dumm seid. Das ist eine arrogante Verhöhnung der Bevölkerung», sagt der Walliser SVP-Staatsrat und AfD-Kenner Oskar Freysinger.

«In der Bevölkerung geht die Angst um. Doch die Intellektuellen antworten: Ihr habt nur Angst, weil ihr dumm seid. Das ist eine arrogante Verhöhnung der Bevölkerung», sagt der Walliser SVP-Staatsrat und AfD-Kenner Oskar Freysinger.

Keystone/Olivier Maire

Herr Freysinger, sind Sie erstaunt über das starke Wahlresultat der AfD?

Im Gegenteil. Ich habe im November letzten Jahres eine Rede vor der AfD Essen gehalten und der Partei damals einen Wahlerfolg von 20 Prozent vorhergesagt. Die AfD-Leute selber hielten das für völlig übertrieben.

Wie kamen sie auf 20 Prozent?

Als ich in Essen auftrat, war ich überrascht von der Qualität der Zuhörer. Da sassen nicht nur Vertreter des einfachen Volkes, sondern auch höhere Beamte, Ärzte und Uniprofessoren. Die Anliegen der AfD sind nicht nur die Anliegen von Rüpeln, sondern von rechtschaffenen Menschen aus allen sozialen Schichten, auch von Intellektuellen.

Warum suchen so viele Deutsche Zuflucht bei der AfD?

Die Regierung ist unfähig, die legitimen Sorgen der Bevölkerung ernst zu nehmen. In der Bevölkerung geht die Angst um. Doch die Intellektuellen antworten: Ihr habt nur Angst, weil ihr dumm seid. Das ist eine arrogante Verhöhnung der Bevölkerung. Dabei ist Angst eine verständliche und legitime Reaktion auf eine Gefahr. Wenn ich vor einem Tiger stehe und keine Angst habe, dann bin ich tot. Die Angst ist ein Signal, das man ernst nehmen muss und das uns veranlasst, der Gefahr entsprechend zu handeln. Doch was passiert in unserer Gesellschaft? Das Signal wird ausgeschaltet. Es wird nicht gehandelt. Stattdessen werden Vertreter der AfD als böse Extremisten abgestempelt. Das ist keine Antwort auf die Sorgen der Bevölkerung.

Die Süddeutsche dagegen findet: Die Partei habe die Unzufriedenen mit Hassparolen und einem «Anti-Ausländer-, Anti-Islam-, Anti-Merkel-, Anti-alles-Wahlkampf» in einem «riesigen Schleppnetz aus Hass und Vorurteilen» eingefangen.

Die Zeitung beleidigt die Bevölkerung. Sie tut so, als hätte nur die linke Elite ein Hirn und alle anderen seien Volltrottel. Sie nimmt die Menschen nicht ernst. Sie reagiert ganz nach dem Motto: Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Die Folge davon wird sein, dass die AfD weiter Zulauf erhält.

Spiegel Online schreibt, der Sieg der AfD sei beschämend und gefährlich.

Als ich die AfD in Essen besuchte, fand die Versammlung aus Angst vor linken Vandalen, die sich paradoxerweise Antifa nennen, in einem abgelegenen Landgasthof statt. Man sagt den AfD-Vertretern nach, sie seien hasserfüllt. Dabei haben sie, im Gegenteil zu den Antifa, ihren politischen Gegnern noch nie einen Pneu zerstochen. Ich habe einen ganzen Abend mit den Leuten verbracht und ein äusserst positives Bild von ihnen gewonnen.

Dennoch halten viele Experten die AfD für völkisch, rechtsextrem und rassistisch. Ausserdem verachte sie demokratische Regeln und Umgangsformen. Die AfD sei gar gefährlicher als die NPD.

Von der NPD würde ich niemals eine Einladung akzeptieren. Diese Partei spielt mit den Grenzen des Rechtsstaates. So wie übrigens auch von den Linksextremen nicht, die immer noch den gewaltsamen Umsturz propagieren. Was ich bei den oft selbst ernannten Experten immer wieder feststelle: Die Nazikeule wird bei der AfD völlig zu Unrecht geschwungen. Was nicht marxistisch-leninistisch ist, ist braune Sauce. Viele Deutsche leiden unter einem Komplex aus dem Zweiten Weltkrieg und getrauen sich nicht, Kritik an der Flüchtlingspolitik zu üben. Es könnte ja rassistisch sein. Ich habe das AfD-Parteiprogramm gelesen. Dieses ist wertkonservativ und wirtschaftsliberal, aber sicher nicht rechtsextrem oder rassistisch. Die AfD und die SVP haben fast das gleiche Programm. Wenn AfD-Anhänger Nazis wären, dann wären es SVP-Anhänger auch. Das ist absurd.

Aber es gibt da ja durchaus streitbare Köpfe. Ende Januar befürwortete AfD-Chefin Frauke Petry den Einsatz von Schusswaffen gegen Flüchtlinge an der Grenze als «Ultima Ratio», als letzte Möglichkeit.

Frau Petry hat gesagt, Grenzbeamte sollen sich in letzter Instanz wehren können, wenn sie von illegalen Einwanderern physisch angegriffen werden. Wie soll sonst eine Grenze geschützt werden? Das steht auch so im deutschen Gesetz. Zwischen dem, was Frau Petry gesagt hat, und dem, was die Medien daraus gemacht haben, liegen Welten.

Und was ist mit dem Thüringer AfD-Chef Björn Höcke, der Deutsche als «Platzhaltertyp» und Afrikaner als «Ausbreitungstyp» eingeordnet hat? Grundlage hier war eine von wissenschaftlicher Seite widerlegte Rassentheorie, wie sie auch im Nationalsozialismus Anklang fand.

Herr Höcke hat eine demographische Entwicklung analysiert. Es ist nun mal ein Fakt, dass in Afrika die Bevölkerung rasant zunimmt, was ja an sich positiv ist. Es ist sehr wohl möglich, dass in hundert Jahren in Deutschland wirtschaftliche Misere usw. herrscht und mehr Kinder geboren werden. Dann gehören auch die Deutschen wieder zum «Ausbreitungstyp», wie früher einmal in ihrer Vergangenheit.

Was raten Sie Deutschland?

Deutschland muss das Signal des Volkes ernst nehmen. Sonst werden die grossen Parteien weiter Wähler verlieren. Frau Merkel muss endlich die Augen öffnen und pragmatisch werden. Doch sie lebt weiter in einer Illusionswelt. Deutschland muss einsehen, dass Weltoffenheit nicht bedeutet, grenzenlos Migranten aufzunehmen. Und dass es nicht rassistisch ist, illegale Einwanderer zurückzuweisen. Ein Rassist hasst jemanden, weil er ist, was er ist, nicht für das, was er tut. Ich beispielsweise bewundere die afrikanische Kultur. Dennoch kann ich einen Afrikaner, der eine kriminelle Tat begeht, wegen seiner Handlung kritisieren. Deswegen bin ich noch lange kein Rassist. Verbrechen sind Verbrechen und haben keine Farbe.

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