SRF droht Anzeige wegen Rassismus

Aktualisiert

Umstrittener TV-SketchSRF droht Anzeige wegen Rassismus

In der Sendung «Endspott» parodiert Birgit Steinegger als schwarz angemalte Frau Mgubi US-Talkmasterin Oprah Winfrey. Für Kulturschaffende hat sie damit eine Grenze überschritten.

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Birgit Steingegger in ihrer Rolle als Frau Mgubi: Das Blackfacing stösst Kulturschaffenden sauer auf.

Birgit Steingegger in ihrer Rolle als Frau Mgubi: Das Blackfacing stösst Kulturschaffenden sauer auf.

Die Parodie auf den verunglückten Taschenkauf von US-Talkmasterin Oprah Winfrey in der Jahresend-Satiresendung «Endspott» vom Schweizer Fernsehen SRF könnte ein juristisches Nachspiel haben. Wie die Zeitung «Schweiz am Sonntag» schreibt, haben Kulturschaffende in einem Brief an SRG-Generaldirektor Roger de Weck, SRF-Direktor Rudolf Matter und SRF-Unterhaltungschef Christoph Gebel gegen den Sketch protestiert – und drohen dem Fernsehen mit einer Anzeige wegen Verletzung der Anti-Rassismusstrafnorm.

«Wenn sich SRF nicht öffentlich für den TV-Sketch entschuldigt, werden wir die vorbereitete Strafanzeige einreichen», sagt Theater- und Filmproduzent Samuel Schwarz, einer der Initianten des Protests. «Es nützt nichts, wenn sich alle über einen rassistischen Sketch empören, aber niemand etwas unternimmt. Man muss die Zivilcourage haben, dagegen Stellung zu beziehen.» Samuel Schwarz sieht den Protest als «gesundes Netzbeschmutzertum».

Für Kritik sorgt ein Sketch von Birgit Steinegger, die mit schwarz angemaltem Gesicht und dicken Lippen als Frau Mgubi auftrat und mit ihrem Besuch in einem Taschenladen beim Verkaufspersonal Panik vor einem Rassismusvorwurf auslöst. «Das so genannte Blackfacing, also weisse Künstler, die sich schwarz anmalen, ist eine grundsätzlich rassistisch geprägte Kulturtechnik, die in den USA längst auf dem Index steht», sagt Schriftsteller, Regisseur und Musiker Raphael Urweider, der den Protestbrief ebenfalls unterzeichnet hat. In der bereits vorbereiteten Strafanzeige, die der «Schweiz am Sonntag» vorliegt, schreiben die beiden Kulturschaffenden, der Sketch von Steinegger, «in welcher sie eine dumme, hässliche, kaum französisch sprechende Schwarze darstellt, reproduziert die Kulturtechnik des Blackfacing ohne doppelten Boden, ohne weiterführende Reflexion und überschreitet damit die Grenzen des guten Geschmacks».

«Wir werden die Satirefreiheit verteidigen»

«Es stört mich ganz grundsätzlich, dass die Schweizer Humorszene oft Witze auf Kosten von Albanern, Dicken oder anderen Minderheiten und Ausgegrenzten macht, gleichzeitig aber mit eingeladenen Polit-Grössen harmlos herumblödelt. Satire sollte sich gegen die Mächtigen und nicht gegen Schwachen richten. Der Protest und die Anzeige soll darüber eine Diskussion anstossen», sagt Urweider.

Christoph Gebel, Chef der SRF-Unterhaltungsabteilung, hat auf den Protest reagiert und die beiden Kulturschaffenden am Montag zu einem Gespräch eingeladen. Nach einer Entschuldigung der TV-Macher sieht es derzeit allerdings nicht aus – im Gegenteil: «Wir werden die Satirefreiheit verteidigen», sagt der SRF-Unterhaltungschef. Die Figur der Frau Mgubi von Birgit Steinegger laufe seit zehn Jahren über den Sender, so Gebel weiter – und bisher habe es dagegen keine Proteste gegeben.

Im vorliegenden Fall der «Endspott»-Satire sieht Gebel ganz grundsätzlich kein Problem: «Der Sketch nimmt die hysterische Rassismus-Diskussion aufs Korn, die nach dem verunglückten Taschenkauf von Oprah Winfrey losgebrochen ist. Er richtet sich nicht gegen Schwarze, sondern nimmt die hysterische Reaktion der Schweizer ins Visier.» Immerhin lässt sich Gebel den Satz entlocken: «Sollten wir mit dem Sketch jemanden verletzt haben, so war das sicherlich nicht unsere Absicht».

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