NGOs fordern RespektBehörden wissen zu wenig über Fahrende
Bis zu 100'000 Roma leben in der Schweiz oder besitzen einen Pass, politisch vertreten sind sie jedoch nicht. Dies soll sich nun ändern, fordern mehrere Organisationen.

Wohnwagen von Fahrenden stehen auf dem Bieler Expo-Gelände.
Mehrere zivilgesellschaftliche Organisationen fordern Respekt und Anerkennung für Roma in der Schweiz. Anlässlich des heutigen internationalen Tages der Roma verlangen sie vom Bundesrat besseren Zugang zur politischen Beteiligung der Roma und mehr Transitplätze für ausländische Fahrende.
Koalition für Respekt und Anerkennung gebildet
Minderheiten wie Jenische, Sinti und Roma würden in der Politik und in den Medien immer wieder stigmatisiert, heisst es im am Mittwoch veröffentlichten, offenen Brief an Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga. Gleichzeitig würden Roma auch Opfer von gezieltem «Racial Profiling» durch die Polizei.
Um dieser Entwicklung entgegenzutreten, hat sich eine Koalition von Minderheiten- und Menschenrechtsorganisationen gebildet, die Respekt und Anerkennung für die Roma in der Schweiz einfordert.
Fehlendes Fachwissen und pauschale Urteile
Obwohl in der Schweiz zwischen 80'000 und 100'000 Roma leben und zumeist über einen Schweizer Pass verfügen, fehlten sie in den politischen Gremien gänzlich, kritisiert die Koalition. Sie fordert den Bundesrat deshalb auf, die politische Beteiligung der Roma zu fördern.
In den Behörden ortet die Koalition auf allen Stufen fehlendes Fachwissen über Roma, was zu Stereotypen und pauschalen Urteilen führen könne. Notwendig seien deshalb gezielte Massnahmen, um Behördenvertreter über die Situation der Roma aufzuklären.
Offener Brief von Amnesty International unterzeichnet
Als richtigen Schritt werten die Organisationen die vom Bund angestossene Fahrende-Arbeitsgruppe, die sich mit dem Problem der mangelnden Stand- und Durchgangsplätze befasst. Um den Verpflichtungen im Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten nachzukommen, müsste der Bund aber auch genügend Plätze für ausländische Fahrende schaffen.
Unterzeichnet haben den offenen Brief unter anderem die Gesellschaft für bedrohte Völker, Amnesty International, Caritas und die Radgenossenschaft der Landstrasse. (sda)