Egoshooter-Kurse«Eltern lernen, wieso Gamen Spass macht»
Immer mehr Eltern wollen lernen, wie man Killergames spielt. Laut Studien ist dies für die Erziehung der Kinder wichtig. Game-Experte Marc Bodmer erkärt, wieso.

Marc Bodmer ist Game-Experte, selbst leidenschaftlicher Gamer und zockt auch mit seinen Kindern.
Marc Bodmer*, auch Sie organisieren Workshops, an denen Erziehende gamen lernen. Was bringt ihnen das?
Es ist grundsätzlich wichtig, dass Eltern wissen, was ihre Kinder in ihrer Freizeit machen. Wenn die Mutter keine Ahnung hat von dem, was ihr Sohn treibt, ist das kein guter Ansatzpunkt für ein Gespräch. Computerspiele sind heutzutage ein grosser und wichtiger Bestandteil der Freizeit von Kindern und Jugendlichen.
Wieso aber reicht es nicht, wenn Eltern ihren Kindern einfach über die Schulter schauen?
Sie müssen es selbst ausprobieren, vor allem wegen des Aha-Effekts. Beispielsweise bei Shooter-Spielen habe ich selbst schon oft miterlebt, wie Lehrer und auch Eltern plötzlich sagen: «Hey, das ist ja wie Räuber und Poli, das haben wir früher auch immer gespielt.» Viele Eltern, die keine Ahnung von Action-Games haben, glauben, ihren Kindern mache es unglaublichen Spass, andere Menschen über den Haufen zu schiessen. Wenn sie das Spiel selbst spielen, realisieren sie, dass es gar nicht darum geht.
Worum geht es denn?
Hauptsächlich ums Überleben. Nicht nur ich kann schiessen, sondern meine Feinde auch. Das heisst, ich muss in Deckung gehen, schnell reagieren, flüchten und planen können und vor allem immer besser sein als die anderen. Es geht um den Wettkampf. Verstehen die Eltern das, verschwinden einerseits die Vorurteile gegenüber diesen Games ein bisschen, andererseits sind sie in der Lage, darüber zu entscheiden, welche Spiele sie für ihre Kinder geeignet halten und welche ihnen zu brutal sind.
Es gibt Experten, die Killergames für gefährlich halten. Sollen Eltern ihren Kinder nicht besser verbieten, virtuell Terroristen zu jagen oder Zombies zu töten?
Verbote halte ich hier nicht für die richtige Lösung. Es ist sehr wichtig, dass sich die Eltern an die Altersempfehlung auf den Spielen halten. Ein elfjähriges Kind sollte auf keinen Fall Killergames spielen, das kann schädlich und ungesund sein. Aber ab einem gewissen Alter sollte auch beispielsweise ein Zombie-Spiel wie «Last of Us» drin liegen. Natürlich sind Kinder unterschiedlich, deswegen ist es so wichtig, dass sich die Eltern aktiv mit den Games und dem Verhalten ihrer Kinder auseinandersetzen.
Aber braucht es dafür wirklich einen Kurs?
Ja, weil Menschen, die noch gar keine Erfahrungen im Umgang mit Videospielen haben, mit den Games, die die bereits versierten Spieler nützen, in der Regel völlig überfordert sind. Es braucht extrem viel Geduld und Zeit, sich mit diesen Games vertraut zu machen. Ich finde es grossartig, wenn das jemand tut. Denn erst einmal müssen die Erwachsenen lernen, mit dem Controller umzugehen: Wie laufe ich gerade aus? Wie biege ich ab? Wie schiesse und renne ich gleichzeitig? An unseren Workshops beginnt man mit einem einfachen Spiel, das auch schnell ein Erfolgserlebnis erzeugt. Autorennen wie «Need of Speed» sind hier geeignet. Die Eltern sollen schliesslich den Spass am Spielen verstehen lernen und nicht nach fünf Minuten frustriert aufgeben.
*Marc Bodmer ist Game-Experte und veranstaltete selbst Workshops für Eltern. Mehr unter www.marcbodmer.com