«Das war kein Streich, sondern Sabotage»

Aktualisiert

SBB-Chaos«Das war kein Streich, sondern Sabotage»

Ein Kabelbrand hat am Dienstag zu Chaos im Zürcher ÖV geführt. Laut Experten und ehemaligen SBB-Mitarbeitern ist es sehr einfach, den Bahnbetrieb massiv zu stören.

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Am Dienstagmorgen verursachte ein Kabelbrand in Gleisnähe ein Pendler-Chaos im Raum Zürich.
Bahnexperte Walter von Andrian: Den Nerv getroffen. (7. Juni 2016)
Auch Anlagen der SBB wurden dabei beschädigt. Die Strecke ist für den Bahnverkehr unterbrochen, Der Reiseverkehr wurde über andere S-Bahnen und den ÖV umgeleitet.
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Am Dienstagmorgen verursachte ein Kabelbrand in Gleisnähe ein Pendler-Chaos im Raum Zürich.

Leser-Reporter

Am Dienstag ging auf der Strecke zwischen dem Flughafen Zürich und Zürich-Oerlikon nichts mehr: Ein Kabelbrand sorgte für den Ausfall der Stellwerksysteme und der Signale. 100 Menschen verpassten Ihren Flug, viele weitere kamen zu spät in die Schule, zu Prüfungen oder zur Arbeit. Die Trams auf der Strecke waren hoffnungslos überfüllt. Nun kritisieren Bahnexperten und ehemalige Mitarbeiter die Sicherheitsvorkehrungen der SBB.

«Wenn man mit Absicht ein System schädigen will, gibt es immer wieder Wege dazu. Das hat auch dieses Beispiel gezeigt», sagt Kurt Schreiber von Pro Bahn Schweiz. Das genaue Vorgehen will Schreiber im Hinblick auf Nachahmungstäter jedoch nicht erläutern. Andere angefragte Bahnexperten wollen sich nicht zitieren lassen, sagen aber, es sei kein Geheimnis, dass es nicht sehr schwierig sei, einen Kabelbrand zu verursachen. Eine ehemalige SBB-Mitarbeiterin, die ebenfalls anonym bleiben will, sagt gar: «Das kann jedes Kind.» Ein Kabelbrand würde laut Experten aber nur die Züge stillstehen lassen, eine Gefahr von Kollisionen bestehe nicht.

«Das war Sabotage»

«Man müsste hier dringend mehr Sicherheit schaffen, indem man zum Beispiel die Kabelkanäle mit Schlössern ausstattet», so Schreiber. Das sei aber teuer und würde zulasten der Billettpreise gehen. «Ausserdem schafft auch das keine absolute Sicherheit, dafür müsste man alle 500 Meter einen Polizisten hinstellen.»

Auch über die Täterschaft ist man sich einig. «Das war kein Bubenstreich, das war Sabotage», sagt Schreiber. «Ich vermute hinter dem Täter einen Ex-SBB-Mitarbeiter, der genau wusste, welche Schwachstelle im Gesamtsystem er damit treffen kann», sagt die ehemalige SBB-Mitarbeiterin. Die Täterschaft müsse nun mit der «vollen Härte des Gesetzes» bestraft werden, fordert Schreiber. «Auf diese Weise ist absichtlich Tausenden von Menschen geschadet worden und es wurde ein massiver wirtschaftlicher Schaden angerichtet.»

Bei den SBB will man sich zum Thema der Sicherheit der Kabelkanäle und der Täterschaft nicht äussern.

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