«Ich mag Sex brutal gern»

Publiziert

Sugarbaby«Ich mag Sex brutal gern»

Weibliche Gesellschaft und Sex gegen Geld und Geschenke: Eine Dating-Plattform führt Sugarbabys und Sugardaddys zusammen. Ein 16-jähriges Sugarbaby erzählt.

bz
von
bz
«Die meisten Sugardaddys wollen zuerst gar keinen Sex, sondern nur reden», sagt Sugarbaby Ana F. (Symbolbild)

«Die meisten Sugardaddys wollen zuerst gar keinen Sex, sondern nur reden», sagt Sugarbaby Ana F. (Symbolbild)

Ana F.* führt ein Doppelleben. Die 16-Jährige ist KV-Lehrtochter und hat einen Freund. «Pamela» ist volljährig, Single – und trifft zwei- bis dreimal pro Woche wildfremde und viel ältere Männer. «Pamela» ist ein Sugarbaby. Vor einigen Monaten registrierte sich Ana mit falschem Geburtsdatum auf einer Dating-Plattform, die Sugarbabys und Sugardaddys zusammenführt. Junge Frauen bieten nette weibliche Gesellschaft, manchmal auch Sex. Im Gegenzug lassen die meist älteren Männer sie im Luxus schwelgen. Ana sagt: «Ich verdiene damit mehr Geld als in der Lehre.» Pro Stunde verlangt die Lehrtochter 350 Franken, für Sex 1200 Franken, eine Nacht kostet 2500 Franken. Am besten gefalle ihr das Shoppen mit den Sugardaddys. «Ich kann auf etwas zeigen und bekomme es», berichtet sie stolz. Inzwischen besitzt die Lehrtochter diverse Markenjeans und Uhren. Entzückt erzählt sie, dass die Männer ihr zu den Treffen manchmal «einfach so» eine Tasche oder Schuhe mitbrächten. «Diese kleinen Aufmerksamkeiten sind so herzig.»

Trotzdem will sie nicht von Prostitution sprechen: «Ich mache das nur, weil ich selber Spass daran habe. Niemand zwingt mich dazu», betont die Jugendliche. Was motiviert sie dazu? «Das Doppelleben ist das Interessanteste», sagt Ana. Sie finde es reizvoll, den Männern vorspielen zu können, was ihr gerade passe. «Ich kann sagen, ich sei Cheerleaderin und sie glauben es.» Dass sie ein Sugarbaby ist, hat aber noch einen anderen Grund: «Ich mag Sex brutal gern.» Ein Date mit einem angeblich bekannten Banker bleibt ihr in besonderer Erinnerung. «Wir hatten Sex in der Bank. Das hatte ich noch nie zuvor», erzählt die junge Frau begeistert.

«Die meisten wollen zuerst nur reden»

Nicht immer geht es aber um Sex. Beim ersten Treffen sei das für sie sogar tabu. Sie begleitet die Sugardaddys ins Kino, Restaurant oder zum Shoppen. «Die Männer lieben es, wenn ich mit ihnen herumlaufe, ihnen einhänge und mit ihnen rede», erzählt Ana. Im Schnitt seien es 30-jährige Männer. «Sie haben wegen ihres Jobs keine Zeit für eine Beziehung, in der sie der Frau auch viel Aufmerksamkeit schenken können.» Ana fällt auf, dass die meisten Sugardaddys beim ersten Treffen sehr nervös sind. «Die meisten wollen zuerst gar keinen Sex, sondern nur reden». Es sei «krass», wie viel die Männer ihr anvertrauten.

Dies treffe auch auf ihre liierten Kunden zu. Da gab es angeblich einen Familienvater, der Frau und Kinder liebte und ihr sein Leid wegen seines eingeschlafenen Sexlebens klagte. Ein anderer stand ohne Frau und Dach über dem Kopf da. «Seine Frau verliess ihn einfach und er flog aus dem Haus», erzählt Ana voller Mitgefühl. Wird Sex ein Thema, ist das Sugarbaby nicht wählerisch. «Das Alter ist mir egal.» Der älteste Sugardaddy sei 65-jährig gewesen. «Die älteren Männer sind gepflegt und viel höflicher. Die Teenie-Buben in meinem Alter haben alle weniger Respekt», sagt Ana. Dass sie minderjährig sei, wüssten die Zuckerpapas nicht. «Ich schminke mich nur etwas. Es wundert mich, dass noch nie jemand nach meinem Ausweis gefragt hat.»

«Ich kenne keine Schuldgefühle»

Das Doppelleben hat der Teenager nur den beiden besten Freundinnen anvertraut. «Die eine ist inzwischen auch ein Sugarbaby. Ich habe ihr die ersten Kunden vermittelt.» Die andere Freundin habe grossen Respekt vor ihrem Nebenjob, verstehe aber nicht, wie sie mit wildfremden Männern schlafen könne. «Für den Job wäre sie sowieso zu hässlich», fügt Ana an.

Und kann das Zuckerbaby ihrem Freund noch in die Augen blicken? «Ja. Ich kenne keine Schuldgefühle, höchstens meiner Mutter gegenüber.» Käme ihr Freund dahinter, würde er nicht mehr mit ihr reden, vermutet sie. Verlieren will sie ihn auf keinen Fall. Es sei ihr erster richtiger Freund. «Er behandelt mich gut. Aber am Anfang wollte ich gar nicht mit ihm zusammenkommen. Ich wollte einfach keinen Freund.»

*Name der Redaktion geändert

Deine Meinung zählt