«Die Brieftauben sterben einen qualvollen Tod»

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Kritik an Wettflug«Die Brieftauben sterben einen qualvollen Tod»

Tierschützer laufen Sturm gegen einen Brieftauben-Flugwettbewerb, der dieses Wochenende stattfindet: Viele Vögel kämen nicht an und stürben elend.

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Auf dem Weg nach Hause lauern viele Gefahren.
Diese Taube wurde totgefahren.
Diese Taube landete in einer Stromleitung.
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Auf dem Weg nach Hause lauern viele Gefahren.

PETA Deutschland e.V.

230 Tauben sollten am Wochenende am Swiss Sand Derby teilnehmen. Für den Wettbewerb werden sie nach Riedlingen im deutschen Bundesland Baden-Württemberg gebracht, von wo sie zurück zum Taubenschlag Sand in Schönbühl-Urtenen BE finden sollen – ein 210 Kilometer weiter Flug.

Alle geflügelten Teilnehmer waren im Mai von ihren Besitzern, mehrheitlich Taubenzüchter aus dem In- und Ausland, in Schönbühl-Urtenen abgegeben worden. Bis dahin waren die rund 30 Tage alten Tiere keine einzige Strecke geflogen. Ab dem Tag ihrer Abgabe wurden sie über Monate hinweg für den Wettflug trainiert.

Doch nicht alle 230 Vögel, die dabei sein sollten, werden am Wettbewerb starten. Aus der Teilnehmerliste geht hervor, dass bereits jetzt viele Tauben fehlen. Der Veranstalter des Swiss Sand Derby, Christian Hubacher, bestätigt: «Bisher sind rund 110 Brieftauben verloren gegangen.»

«Tauben sind leichte Beute»

Schweizer Tierschützer laufen nun Sturm gegen den Brieftauben-Flugwettbewerb: «Bei dem Rennen geht es nur um die Ehre der Halter und um das Preisgeld», beschreibt ein Insider, der sich seit über 40 Jahren mit Brieftauben auseinandersetzt, das Rennen. Dabei würden die Veranstalter und Züchter das Wohl der Tiere vernachlässigen: «Die Tauben werden für die Interessen ihrer Besitzer missbraucht», sagt die Bieler Vogelschützerin Liz Vogt. «Viele sterben einen qualvollen Tod.»

Gemäss den Tierschützern leiden die Tiere bereits durch den Transport an den Startort in Deutschland. Der Wettflug führe dann zu Wassermangel und Erschöpfung. Die Tauben seien leichte Beute für Greifvögel und andere Tiere oder würden überfahren.

Auch im Taubenschlag würden die Tiere nicht artgerecht gehalten, sie hätten zu wenig Platz, seien im Dauerstress und litten an Krankheiten, kritisieren die Tierschützer.

«Wir halten die Tiere gut»

Veranstalter Hubacher weist diese Vorwürfe zurück: «Wir halten die Tiere gut.» Am Tag des Wettbewerbs entlasse man sie in die Freiheit: «Was dann passiert, liege nicht mehr in unserer Hand.»

Natürlich tue es auch den Betreuern weh, wenn die lieb gewonnenen Tiere nicht mehr nach Hause zurückkehrten: «Während der Trainings tun wir aber alles dafür, dass sie dazu imstande sind. Wenn sie es nicht nach Hause schaffen, muss man akzeptieren, dass es einige eben nicht können.»

«Taubenschlag entspricht Standards»

Dass der Taubenschlag nicht geeignet sei, stimme nicht: «Diese Einrichtung wurde von den Behörden abgenommen», so Hubacher. «Sie entspricht dem Standard. Wenn wir die Tauben hier schlecht halten würden, würden sie nicht mehr nach Hause wollen», so Hubacher. Auch werde ein grosser Teil der Teilnahmegebühren nicht für das Preisgeld, sondern für die Betreuung der Vögel ausgegeben.

Dafür, dass Tauben nicht mehr zurückfinden, gebe es verschiedene Gründe: «Bei einer solchen Reise spielen verschiedene Faktoren mit, die wir nicht kontrollieren können – etwa das Wetter oder natürliche Feinde.»

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