UmfrageNur jeder Dritte vertraut der SRG-Spitze
Fast 60 Prozent bezeichnen ihr Vertrauen in die SRG-Spitze als klein. Die SRG kontert, entscheidend sei das Vertrauen des Publikums in ihr Angebot.
Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht angeregt über die No-Billag-Initiative diskutiert wird, über die am 4. März abgestimmt wird. So steht denn auch die Frage im Raum: Wie gross ist eigentlich das Vertrauen der Bevölkerung in die SRG-Spitze? Diese Frage haben über 21'000 Personen in der grossen SRG-Umfrage von 20 Minuten beantwortet (siehe Box).
Das Resultat: Knapp 60 Prozent der Befragten bezeichnen ihr Vertrauen in die SRG-Spitze als klein oder eher klein, knapp 30 Prozent als gross oder eher gross.

Für die SRG ist das Resultat nicht besorgniserregend: «Entscheidend ist das Vertrauen des Publikums in das Angebot der SRG. Hier geniessen die Angebote der SRG im Vergleich zu anderen Medienangeboten hohe Werte», sagt Sprecher Daniel Steiner. Er verweist auf die Publikumsbefragung zur Nutzung und Bewertung des privaten sowie öffentlichen Schweizer TV- und Radioangebots des Instituts für angewandte Kommunikationsforschung iaKom. Diese zeigt, dass die Stärken der SRG-TV-Sender und der SRG-Radios aus der Sicht ihrer Zuschauer in der «Glaubwürdigkeit», der «Professionalität» sowie im «Informationsgehalt» liegen.
Die Frage, ob es Anstrengungen gebe, das Vertrauen in die SRG-Spitze zu stärken, blieb entsprechend unbeantwortet.
«Privatwirtschaftliche Unternehmen müssten unverzüglich handeln»
Für Bendicht Luginbühl, der zwischen 2003 und 2005 Mitglied der Geschäftsleitung von Schweizer Radio DRS war, ist der Fall klar: «Wenn drei Fünftel der Befragten wenig oder kein Vertrauen in die SRG-Spitze haben, bedeutet das für diese, dass die strategische Leistung der SRG von der Schweizer Bevölkerung zum grösseren Teil nicht verstanden wird.»
Die SRG habe es bisher nicht geschafft, den Service public mit «eingängigen, griffigen Leitmotiven breit und nachvollziehbar zu erklären» und damit die «eigene, zweifellos vorhandene Legitimation bei den Gebührenzahlenden stetig neu und proaktiv zu verankern». «Privatwirtschaftliche Unternehmen müssen angesichts derart kritischer Umfragewerte unverzüglich handeln, weil ihre Produkte sonst aus dem Markt fallen», sagt der heutige Unternehmensberater mit eigenen Firmen in Zürich.
Doch wissen die Bürger überhaupt, wer zur SRG-Spitze gehört? 29 Prozent geben in der Umfrage an, nicht zu wissen, wie der Generaldirektor der SRG heisst. Immerhin 35 Prozent kannten die richtige Antwort: Gilles Marchand ist seit Herbst 2017 im Amt. 23 Prozent glauben, dass noch immer sein Vorgänger Roger de Weck am Drücker ist. 8 Prozent tippten auf Jean-Michel Cina (seit dem 1. Mai 2017 Präsident der SGR) und 4 Prozent auf Ruedi Matter (Direktor Schweizer Radio und Fernsehen). Bei der SRG heisst es, die Bekanntheit des Generaldirektors sei «kein Ziel».

Einen höheren Bekanntheitsgrad dürften da andere SRG-Aushängeschilder haben. Einige von ihnen haben sich in den letzten Wochen öffentlich kritisch zur No-Billag-Initiative geäussert. Etwa die Moderatoren Susanne Wille, Sandro Brotz, Arthur Honegger oder Patrizia Laeri. Das sorgte für Kritik. Die Mehrheit der Bevölkerung hat mit diesem politischen Engagement dagegen kein Problem. Knapp 60 Prozent finden es richtig, dass sich einzelne SRG-Mitarbeiter öffentlich zur No-Billag-Initiative geäussert haben.

Die Umfrage
21'540 Personen aus der ganzen Schweiz haben am 13. und 14. Dezember 2017 an der grossen SRG-Umfrage von 20 Minuten teilgenommen. Die Politologen Lucas Leemann und Fabio Wasserfallen haben die bereinigten Daten nach demografischen, geografischen und politischen Variablen gewichtet. Der Fehlerbereich liegt bei einem Prozentpunkt.