Für Gratis-Zugfahrt Marschbefehl gefälscht

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Oberleutnant verurteiltFür Gratis-Zugfahrt Marschbefehl gefälscht

Ein Offizier der Schweizer Armee hat sich einen gefälschten Marschbefehl ausgestellt, um 10 Franken Billettkosten zu sparen. Jetzt wurde er verurteilt.

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Am Bezirksgericht Winterthur wurde der Fall des Oberleutnants verhandelt.

Am Bezirksgericht Winterthur wurde der Fall des Oberleutnants verhandelt.

«Ich appelliere an Ihr Verständnis für seine Blödheit.» Das war die Bitte der Verteidigerin eines ehemaligen Oberleutnants an die Einzelrichterin vor dem Bezirksgericht Winterthur am Donnerstag.

Der 32-jährige Bankangestellte und Armeeangehörige kam im Rahmen einer Militärsportübung in den Besitz eines USB-Sticks, auf dem sich die Vorlage für einen Marschbefehl befand, schreibt die NZZ. Kurzerhand füllte der Angeklagte diese zuhause aus, Einrück- und Entlassungsdatum waren frei erfunden. Unter «Anzug» trug er «Zivil» ein, schreibt der «Tages-Anzeiger». Laut der NZZ ergänzte er den Marschbefehl mit dem Hinweis, dass dieser während der Dauer des erfundenen Einsatzes für die freie Zugfahrt in der Ersten Klasse gültig sei.

Motiv unbekannt

Ob der 32-Jährige den Marschbefehl wirklich benutzt hat, ist nicht klar. Allerdings wurde der Mann zwei Tage nach Ablauf des imaginären Einsatzes im Zug kontrolliert und hatte kein gültiges Billett dabei. Also überreichte er dem Kontrolleur den Marschbefehl. Da dieser jedoch bereits abgelaufen war, erhielt er eine Busse wegen Fahrens ohne gültigen Fahrausweis.

Damit aber nicht genug. Auf die Busse folgte nämlich noch eine Strafanzeige, unter anderem wegen Urkundenfälschung. Über das Motiv herrschte während des Prozesses Unklarheit. Beim Angeklagten handelt es sich um einen wohlhabenden Mann, der sich die Fahrtkosten von 10 Franken ohne weiteres hätte leisten können. Er sei in Eile gewesen und habe kein Billett mehr lösen können, rechtfertigte sich der Angeklagte.

In der Armee strafversetzt

Vor Gericht bestritt der 32-Jährige, gewusst zu haben, dass er sich selbst keinen Marschbefehl hätte ausstellen dürfen. Er habe geglaubt, in seiner Position als Oberleutnant sei er dazu berechtigt, sagte er vor Gericht aus. Es sei ein Entwurf gewesen, er habe sich damit auf den nächsten Militäreinsatz vorbereiten wollen. Allerdings hatte er, als er erwischt wurde, keine Ahnung, wo und wann dieser hätte stattfinden sollen. Ausserdem liess er laut dem «Tages-Anzeiger» auch offen, weshalb er diesen Entwurf dann ausgedruckt, unterschrieben und ins Portemonnaie gesteckt hatte.

Die Richterin vermutete am Donnerstag, dass bei der Tat Selbstüberschätzung im Spiel war. Zudem dürfte auch der Nervenkitzel eine Rolle gespielt haben, schreibt die NZZ. Noch immer unklar ist, wie der Mann an den USB-Stick gelangen konnte.

Für die Urkundenfälschung wurde der Oberleutnant zu einer bedingten Geldstrafe von 30 Tagessätzen à 160 Franken und einer Busse von 1000 Franken verurteilt. Auch die Armee hat reagiert. Laut den Angaben der Verteidigerin wurde er an einen Posten versetzt, an dem er nur noch «die Zeit abhocken und Seich machen» könne.

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