Zuwanderung«EU-Zuwanderer machen die Schweiz attraktiv»
Im vergangenen Jahr sind so viele Menschen in die Schweiz gekommen wie noch nie. Laut der Seco-Direktorin hat dies für unser Land fast nur Vorteile.

Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch, Staatssekretaerin und Direktorin des SECO, spricht an einer Medienkonferenz zu den Auswirkungen der Personenfreizügigkeit auf den Schweizer Arbeitsmarkt 2013.
Frau Ineichen-Fleisch*, letztes Jahr sind aufgrund der Personenfreizügigkeit 66'200 Zuwanderer aus der EU in die Schweiz gekommen - ein neuer Rekord. Was bedeutet dies für unseren Arbeitsmarkt?
Die Personenfreizügigkeit hat den Wirtschaftsplatz der Schweiz attraktiver gemacht. Schweizer Unternehmer kamen leichter zu den nötigen Fachkräften, neue Arbeitsplätze konnten geschaffen werden. Die neusten Untersuchungen zeigen auch, dass keine Verdrängung der ansässigen Arbeitskräfte stattgefunden hat.
Der Bericht betont, dass besonders die Wirtschaft und die Unternehmen von der Personenfreizügigkeit profitiert. Und die Bevölkerung geht vergessen?
Nein. Der Bericht zeigt auch, dass in der Schweiz mehr Personen erwerbstätig sind, als noch vor zwölf Jahren. Gleichzeitig ist die Arbeitslosigkeit im internationalen sowie im historischen Vergleich heute sehr tief und wir haben ein hohes Lohnniveau. Hiervon profitieren primär die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
Die Stimmung im Land scheint aber eine andere zu sein, wenn man etwa auf die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative zurück schaut.
Ich denke, es geht der Bevölkerung nicht nur um Zahlen und Wachstum. Die Zuwanderung hat auch Auswirkungen auf andere Bereiche, wie die Integration, Infrastruktur oder den Wohnungsmarkt. Alle diese Entwicklungen, die unser Bericht nicht abdeckt, waren sicher auch Teile der Entscheidungsfindung der verschiedenen Bevölkerungsschichten und -gruppen im Vorfeld dieser Abstimmung. Das muss man sehr ernst nehmen.
Wo liegen also die Herausforderungen für die Zukunft?
Die Umsetzung der Zuwanderungsinitiative stellt die Beziehungen zur EU auf die Probe. Die Kündigung des Personenfreizügigkeitsabkommens hätte gravierende Folgen für den Wirtschaftsstandort Schweiz. Die Bilateralen Verträge zu erhalten, ist deshalb ganz klar das Ziel. Unter Partnern muss man diskutieren können. Wir werden eine Lösung finden müssen.
Welche Rolle spielt da die Ecopop-Initiative, die im November vors Volk kommt?
Eine Annahme dieser Initiative hätte verheerende Folgen. Dann müssten wir höchstwahrscheinlich gar nicht mehr mit der EU verhandeln wollen. Eine solche Politik hat in einer modernen und globalisierten Welt des 21. Jahrhunderts nichts mehr zu suchen. Ich bin überzeugt, dass das Schweizer Volk dies auch so sieht und diesen extremen Vorstoss deshalb nicht unterstützen wird.
*Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch ist Staatssekretärin und Direktorin des Staatssekretariats für Wirtschaft Seco