Debatte um Huonder«Jesus lebte mit 12 Männern»
Der Churer Bischof Vitus Huonder hat mit Aussagen gegen Homosexualität für Wirbel gesorgt. Jetzt wird Kritik laut.

Der Churer Bischof Vitus Huonder sorgt einmal mehr für Wirbel - diesmal mit schwulenfeindlichen Bibelpassagen.
Anlässlich des Forums «Freude am Glauben» im deutschen Fulda hielt Bischof Vitus Huonder am Freitag einen Vortrag unter dem Titel «Die Ehe – Geschenk, Sakrament und Auftrag», worüber am Montag mehrere Schweizer Zeitungen berichteten. Im knapp 50-minütigen Auftritt, der auf dem Videoportal kathube.com zu sehen ist, erläutert der Bischof entsprechende Bibelstellen. Anhand deren holte er zu einem Rundumschlag gegen Gendertheorien, Scheidung, Sexualkunde und Homoehe aus.
Bezüglich der Homosexualität zitierte Huonder insbesondere zwei Stellen aus dem Buch Levitikus, darunter den Vers «Schläft einer mit einem Mann, wie man mit einer Frau schläft, dann haben sie eine Gräueltat begangen. Beide werden mit dem Tod bestraft. Ihr Blut soll auf sie kommen.» Unter Applaus der Anwesenden sagte Huonder: «Die beiden Stellen allein würden genügen, um der Frage der Homosexualität aus der Sicht des Glaubens die rechte Wende zu geben.»
Harsche Reaktionen
Der Zürcher FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann verurteilt die Rede Huonders scharf. Huonder «tritt den Geist der schweizerischen Bundesverfassung mit Füssen», schreibt Portmann. Falls der Bischof das wirklich so gesagt habe, «dann unterscheidet sich diese Glaubenslehre von Bischof Huonder nicht von den Hetzkampagnen islamistischer Hassprediger».
«In einer Zeit, in der wir einen IS haben, da kann sich doch ein christlicher Kirchenfürst nicht dazu verleiten lassen, de facto gleich zu argumentieren», sagt er zu 20 Minuten. Portmann erklärt: «Wenn man genau hinschaut, ist es das Gleiche – einfach mit einem anderen Schriftstück.» Man könne nicht von den einen Mässigung fordern, «ohne vorher bei sich selbst aufzuräumen», so Portmann.
Auch die Juso meldet sich zu Wort und kritisiert Huonders Aussagen auf ihre eigene Art. In einem Lager im Wallis hat sich die Partei zu einem Foto versammelt. Nebst Fahnen halten die Jungsozialisten Zettel mit Buchstaben in der Hand, die den Satz «Jesus lebte mit 12 Männern» bilden.
Pink Cross fordert Entschuldigung
Pink Cross, der Schweizer Dachverband der Schwulen, zeigte sich «schockiert und verärgert» über die jüngsten Äusserungen des Churer Bischofs. Auf seiner Website fordert der Verband eine «öffentliche Entschuldigung für die erneute Entgleisung». Die Organisation prüfe, in welcher Form derartige Hassreden strafrechtlich verfolgt werden könnten. Ein Kirchenvertreter lebe nicht in einem rechtsfreien Raum. Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) teilte der SDA mit, man äussere sich nicht zu Aussagen einzelner Bischöfe. Für die Haltung der SBK verbindlich zum Thema Homosexualität sei der Katechismus. Gemäss diesem sind «homosexuelle Handlungen in keinem Fall zu billigen».
Hans-Peter Portmann sagt: «Wenn aktuell auch nicht juristisch, so hat Bischof Huonder zumindest inhaltlich gegen schweizerische Grundrechte verstossen, so er denn diese Aussagen gemacht hat.» Die Interessengemeinschaft gesellschaftsliberaler ParlamentarierInnen habe entschieden, den Bericht des Bundesrates zum Postulat «Recht auf Schutz vor Diskriminierung» von Nationalrat Martin Naef abzuwarten – danach gedenke man gegebenenfalls gesetzgeberisch tätig zu werden. Portmann: «Es ist ernsthaft zu überlegen, auch in der Schweiz diskriminierende Hetzkampagnen, seien sie von religiösradikalen oder von links- bzw. rechtsradikalen Gruppierungen, sowie die Verwehrung unserer verfassungsrechtlichen Freiheiten innerhalb von Kleinstgruppierungen – wie zum Beispiel die Unterdrückung der Frau in gewissen religiösen Familien –, unter Strafe zu stellen sind.»
Huonder reagiert
Bischof Huonder hat sich am Montag zu Wort gemeldet. Zu seinem 50-minütigen Vortrag, der «vereinzelt als Herabsetzung homosexueller Menschen verstanden wurde, schreibt er nun: «So war es nicht gemeint.» Huonder: «Ich zitiere im Vortrag mehrere unbequeme Passagen aus dem Alten Testament, die generell die Ehe, die Sexualität oder die Familie betreffen.»
Huonder «möchte klarstellen, dass ich mit dem Vortrag, dessen Hauptthema die Ehe aus christlicher Sicht ist, in keiner Weise homosexuelle Menschen herabsetzen wollte und dass ich, wenn es um Homosexualität geht, ganz beim Katechismus der katholischen Kirche stehe.» (gbr/sda)