Knappe Mehrheit will das Kreuz schützen

Aktualisiert

Leser-UmfrageKnappe Mehrheit will das Kreuz schützen

Im Ständerat hat die CVP verloren, doch unsere Leser stärken der Partei den Rücken: Das Kreuz gehört für die meisten auf Berggipfel und in Schulzimmer.

von
Simon Hehli
Gipfelkreuze wie hier auf der 2817 Meter hohen Sulzfluh oberhalb von Partnun in Graubünden sollen auch in Zukunft erlaubt bleiben, findet die Mehrheit der Leser.

Gipfelkreuze wie hier auf der 2817 Meter hohen Sulzfluh oberhalb von Partnun in Graubünden sollen auch in Zukunft erlaubt bleiben, findet die Mehrheit der Leser.

Am Montagabend hat der Ständerat entschieden, dass christliche Symbole in der Schweiz auch künftig nicht bevorzugt behandelt werden. Damit ist eine knappe Mehrheit der Leser von 20 Minuten Online nicht einverstanden: 51,3 Prozent haben den Vorstoss aus den Reihen der CVP befürwortet. Dieses Resultat der nicht repräsentativen Umfrage mit 8000 Teilnehmern deckt sich mit der Diskussion im Leserforum. Auch dort überwog die Meinung, die Kreuze auf Bergen und auch in Klassenzimmern seien Teil der Schweizer Kultur – und gehörten damit geschützt gegen die Angriffe vonseiten der atheistischen Freidenker.

Reta Caspar, die Geschäftsführerin der Freidenker, hatte zu bedenken gegeben, dass die Religion für die Mehrheit der Leute keine Rolle mehr spiele und die Säkularisierung unaufhaltsam voranschreite. Zumindest mit dem zweiten Punkt hat sie zwar recht: 63 Prozent der Umfrage-Teilnehmer gaben an, nicht religiös zu sein – interessanterweise auch 51,6 Prozent derjenigen, die sich als Christen bezeichnen. Und mehr als ein Viertel aller Befragten gehört keiner Religionsgemeinschaft mehr an.

Freikirchler eifrigste Verfechter der Kreuze

Doch das bedeutet nicht, dass der Kampf der Atheisten gegen die öffentlichen Kreuze mehrheitsfähig ist. Offenbar sehen auch viele nichtreligiöse Menschen in den christlichen Symbolen einen kulturellen Wert, losgelöst vom Glauben. So sprechen sich unter den Nichtreligiösen nicht weniger als 71 Prozent für Gipfelkreuze aus. Und selbst bei den Konfessionslosen gibt es dafür eine Mehrheit von 53,6 Prozent.

Ein wenig anders sieht es bei den umstrittenen Kreuzen in den öffentlichen Gebäuden wie Schulen aus: Damit bekunden die Nichtreligiösen (nur 46,6 Prozent Zustimmung) und die Konfessionslosen (30,8 Prozent) Mühe. Die Religiösen sorgen jedoch im Gesamtergebnis für eine Mehrheit von 56,4 Prozent. Die eifrigsten Verfechter der christlichen Symbole in staatlichen Institutionen sind nicht etwa die Katholiken (73,5 Prozent), sondern die knapp 900 Freikirchler mit gut 80 Prozent. Aber auch bei den Reformierten gibt es noch eine Mehrheit von 56,9 Prozent.

Ein Symbol des Glaubens, weniger des Landes

Ein völlig anderes Bild ergibt sich bei den 128 Umfrageteilnehmern, die sich selber als Muslime bezeichnen: 64 Prozent finden, christliche Symbole hätten in der Öffentlichkeit nichts verloren. Das hat wohl auch damit zu tun, dass für jeden fünften Muslim das Kreuz ein Symbol für die Kreuzzüge ist. Einig sind sich die Muslime mit den Anhängern anderer Religionen und den Ungläubigen, dass das Kreuz in erster Linie ein Symbol des christlichen Glaubens ist. Nicht einmal 30 Prozent aller Befragten finden sind mit der Position von SVP-Ständerat Peter Föhn einverstanden, das Kreuz stehe für die schweizerische Kultur.

Am deutlichsten fällt das Resultat bei der Frage aus, ob auch andere Religionen mit ihren Symbolen im öffentlichen Raum präsent sein dürfen. Nur jeder Vierte antwortet mit Ja, wobei sich die U18-Generation mit knapp 30 Prozent Zustimmung ein wenig offener für die Idee zeigt als die älteren Leser.

Mitarbeit: Jessica Pfister

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