Panzer-LimousinenAm WEF-Audi prallen sogar Raketen ab
Sicherheit wird während des WEF grossgeschrieben. Doch die fängt nicht erst in Davos an. Schon am Flughafen warten gepanzerte Limousinen auf die VIPs.
Demonstration der schusssicheren VIP-Limousine. (Quelle: SAT)
So schnell möchte man am Flughafen auch mal abgefertigt werden: Nur Minuten, nachdem die Präsidentenmaschine aus dem Nahen Osten aufgesetzt hat, sitzt das Landesoberhaupt samt Gefolge sicher verstaut in Luxuslimousinen – mit Kurs Davos. Man sieht es dem Audi A8 von aussen nicht an. Aber er hält einem Angriff der Beschussklasse VR7/9 stand. Mit einer tragbaren Rakete ist diesem «Special Protection Vehicle» (Gewicht: 4,2 Tonnen) nicht beizukommen. Und kommt es doch zum Nahkampf, ist ein bewaffneter Bodyguard des deutschen Unternehmens mit an Bord.
Dieses Jahr mehr Bodyguards
Konrad Szorg, Geschäftsleiter der deutschen Firma SAT (Security and Transport Coordination) fährt das Landesoberhaupt gleich selbst – die Nationalität bleibt aus Sicherheitsgründen ungenannt. Eine Polizeieskorte begleitet den Tross von 13 Fahrzeugen. Und drückt die Polizei aufs Gas, dann passt der Deutsche das Tempo an. Wenn überhaupt, würde ein Überfall auf der Strecke stattfinden, nicht im schwer bewachten Davos. Szorg fühlt sich dennoch sicher, «da niemand weiss, wann wir kommen.» Dennoch: Er hat dieses Jahr mehr Sicherheitspersonal aufgeboten. Eben erst waren seine Männer am Unesco Summit in Paris im Einsatz, davor an der Anti-Terror-Konferenz in Madrid.
Während des Weltwirtschaftsforums zieht Szorg lukrative Aufträge an Land. Weil die Schweizer Anbieter bezüglich Sicherheitsstandards nicht mithalten könnten, sagt der Deutsche. Und da Davos ein attraktives Ziel für Terroristen wäre, kann Szorg sich über mangelnde Aufträge nicht beklagen. Die Spezialfahrzeuge sind mit Minibar, ausfahrbaren Schlafsitzen und den üblichen elektronischen Geräten ausgestattet. Sonderwünsche gebe es bei Politikern selten, sagt Szorg. «Nur Schauspieler verlangen ihr bevorzugtes Mineralwasser, Präsidenten nicht.»
Zahllose Chauffeure am WEF
Tatsächlich unterbieten sich derzeit in Davos die VIP-Chauffeure preislich. Die deutsche SAT führt ihre Wagen via Österreich in die Schweiz ein, ein kostenintensives Verfahren. Szorg ist bekannt, dass manche Fahrer am WEF ganz ohne Genehmigung unterwegs sind, doch niemand kontrolliere das, weil man nicht mit einem Regierungsvertreter «aneinandergeraten» wolle.
Sabti Alkenani, Inhaber der Zürcher Firma Smart Limousine, hat festgestellt: «Vor allem die Deutschen machen Konkurrenz mit tieferen Preisen.» Er selbst hat vier Wagen vor Ort. Auch die Dübendorfer LTS Limousine Transport Service mit 10 Fahrzeugen in Davos spürt den Konkurrenzdruck. Doch gepanzerte Fahrzeuge will die Geschäftsleitung nicht anschaffen. Nach dem Attentat in Paris verzichte man auf Kunden mit erhöhtem Sicherheitsbedarf. So eine gepanzerte Limousine ist ein Kostenpunkt: 500'000 Euro kostet besagtes Oberklasseauto von Audi. «Wir sind europaweit die einzige Firma», stellt Szorg klar, «die solche Fahrzeuge samt Fahrer überhaupt vermietet.»
Das WEF selbst unterhält mit 95 Bussen einen Shuttle-Service. Daneben stellt Audi als Partner des World Economic Forums eine Flotte von 98 Limousinen für Regierungsdelegationen zur Verfügung (zum Sicherheitsstandard wird keine Auskunft erteilt). Dabei möchte das WEF grundsätzlich anregen, auf die Fahrten mit den Privatlimousinen zu verzichten. Nicht so sehr aus ökologischen Gründen. Sondern weil Parkplätze in Davos beschränkt sind.