Fast 12'000 Lehrstellen sind nicht besetzt

Aktualisiert

Vor den SommerferienFast 12'000 Lehrstellen sind nicht besetzt

Am Mittwoch wird der Lehrstellenbarometer veröffentlicht. Schon heute zeichnet sich ab, dass ein deutlicher Lehrstellenüberschuss herrscht. Demografische Entwicklungen sind mitverantwortlich.

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Leere Stühle: 11'809 Lehrlingsplätze sind unbesetzt.

Leere Stühle: 11'809 Lehrlingsplätze sind unbesetzt.

Wenige Wochen vor Ende des Schulsemesters sind in der ganzen Schweiz noch 11'809 Lehrstellen nicht besetzt. Dies zeigen Auswertungen zur Plattform Lehrstellennachweis LENA. In den Berufsfeldern Detailhandel (937 offene Lehrplätze), Elektroinstallation (595) und Coiffeur (444) fehlen in absoluten Zahlen am meisten Junge. Bei KV Schweiz zeigt man sich erstaunt, dass über 10'000 Lehrlingsplätze vor den Sommerferien noch frei sind: «Das ist sehr viel», so Sprecher Ingo Boltshauser.

Der Lehrstellennachweis berücksichtigt die Zahlen der kantonalen Ämter und aktualisiert das Angebot täglich. Am Mittwoch wird das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage bei Unternehmen und Jugendlichen vom April 2013, den sogenannten Lehrstellen-Barometer, veröffentlichen.

Kampf um Talente

Dass so viele Lehrstellen unbesetzt sind, hat laut Thomas Daum, Direktor des Arbeitgeberverbandes, hauptsächlich mit der seit 2009 rückläufigen Anzahl Schulabgänger zu tun. Bei schulisch anspruchsvolleren Lehrstellen spiele ausserdem die Konkurrenz durch die Gymnasien eine Rolle. «Dabei ist auch das Sozialprestige relevant. Oft wertet das Umfeld den Besuch des Gymnasiums höher als eine Lehrausbildung.»

Mehr noch als zu den Gymnasien stehen die meisten Betriebe aber untereinander im Wettstreit. Boltshauser sagt, dass ein regelrechter «Kampf um Talente» entbrannt ist. Dieser könne zu Fehlbesetzungen führen, die später wieder aufgelöst werden. «Wegen der Hektik, den Lehrlingsvertrag schnell abzuschliessen, finden ein Lehrling und der passende Betrieb oft nicht zusammen.» Auch ein Abbruch von Seiten des Lehrlings könne die Folge sein. Bei der KV-Lehre sei ausserdem festzustellen, dass die Anforderungen der Betriebe angestiegen sind: «Viele Unternehmen setzen die schulische Latte hoch. Einige besetzen eine Stelle lieber nicht, wenn sie von der Qualifikation eines Bewerbers nicht hundertprozentig überzeugt sind.»

Attestlehre bietet eine mögliche Lösung

Die Unternehmen sollten darum ihre Ansprüche überdenken, ist der KV Schweiz Sprecher überzeugt. «Wir plädieren dafür, etwas später mit der Selektion zu beginnen und es ruhiger angehen zu lassen.» Eine Lösung könne auch die zweijährige Attestlehre für schulisch schwächere Junge sein: «Die Attestlehre gibt es auch im Büro – das ist eine gute Sache.» Beim Arbeitgeberverband ist man derselben Ansicht: «Die Attestlehre ist ein gutes Instrument, um eine erste Ausbildung und den Einstieg ins Erwerbsleben zu vermitteln. Sie eignet sich jedoch nicht für alle Berufsprofile», so Daum.

Um die freien Plätze mit motivierten Schulabgängern zu besetzen sei es besonders wichtig, die Entscheischeidungsträger besser zu informieren. «Die Betroffenen, sowie ihr Umfeld müssen besser über die Möglichkeiten einer Berufslehre und die weiteren Karrieremöglichkeiten informiert werden», so Daum.

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