80 Prozent der Jungen sagten Nein zu mehr Rente

Aktualisiert

Tamedia-Nachbefragung80 Prozent der Jungen sagten Nein zu mehr Rente

Die 18- bis 34-jährigen Bürger haben der AHVplus-Initiative eine saftige Abfuhr erteilt. Die Jungen zitterten um ihre eigene Vorsorge, sagt ein Experte.

D. Pomper
von
D. Pomper
Der Präsident der Jungfreisinnigen Schweiz, Andri Silberschmidt, kämpfte erfolgreich gegen die Initiative «AHVplus».
79 Prozent der 18- bis 34-Jährigen sagten «Nein» zu zehn Prozent mehr Rente. Lukas Rühli, Demokratie- und AHV-Experte beim Think Tank Avenir Suisse, stellt fest: «Für die jungen Stimmbürger waren die eigenen finanziellen Interessen ausschlaggebend.» Sie hätten grosse Zweifel, dass der Wohlstand im Land konstant bleibe, geschweige denn weiter wachse. Sie fragten sich: «Warum soll ich noch mehr in die AHV einzahlen, wenn ich nicht weiss, wie es mit meiner eigenen AHV weitergeht? Viele zweifelten daran, sich in Zukunft einen angenehmen Lebensabend leisten zu können.
Nicht nur die Jungen, auch die Wähler der bürgerlichen Parteien haben die AHVplus-Initiative sehr deutlich verworfen: 67 Prozent der SVP-Wähler, 77 Prozent der FDP-Wähler und 70 Prozent der CVP-Wähler sagten «Nein».
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Der Präsident der Jungfreisinnigen Schweiz, Andri Silberschmidt, kämpfte erfolgreich gegen die Initiative «AHVplus».

Keystone/Peter Schneider

Das Votum der jungen Stimmbürger ist deutlich: 79 Prozent der 18- bis 34-Jährigen haben «Nein» gesagt zur AHVplus-Initiative. Auch Personen in Ausbildung (83 Prozent) und Bürger, die auf dem Land leben (62 Prozent), waren gegen zehn Prozent mehr Rente. Das zeigt die Tamedia-Nachbefragung mit über 15'000 Teilnehmern. Die grösste Unterstützung erfuhr die Initiative erwartungsgemäss von den Pensionierten (59 Prozent). Die Zustimmung war höher bei Männern, Haushalten mit tieferen und mittleren Einkommen sowie Städtern. Die AHVplus-Initiative ist am Sonntag mit knapp 60 Prozent abgelehnt worden.

Lukas Rühli, Demokratie- und AHV-Experte beim Think Tank Avenir Suisse, stellt fest: «Für die jungen Stimmbürger waren die eigenen finanziellen Interessen ausschlaggebend.» Sie hätten grosse Zweifel, dass der Wohlstand im Land konstant bleibe, geschweige denn weiter wachse. Sie fragten sich: «Warum soll ich noch mehr in die AHV einzahlen, wenn ich nicht weiss, wie es mit meiner eigenen AHV weitergeht?» Viele zweifelten daran, sich in Zukunft einen angenehmen Lebensabend leisten zu können. Unter diesen Umständen wollten die Jungen der älteren Generation keine höhere Rente finanzieren. Rühli: «Die Generation, die jetzt in die Pension kommt, hat es sehr gut.» Sie habe in einer wirtschaftlich sorgenfreien Zeit mit Vollbeschäftigung gelebt und müsse sich nicht um ihre AHV sorgen.

«Bürgerliche Wähler vom Nein überzeugt»

Nicht nur die Jungen, auch die Wähler der bürgerlichen Parteien haben die AHVplus-Initiative sehr deutlich verworfen: 67 Prozent der SVP-Wähler, 77 Prozent der FDP-Wähler und 70 Prozent der CVP-Wähler sagten Nein zu zehnt Prozent mehr Rente. Erstaunlich ist das laut Politikwissenschafler Fabio Wasserfallen vor allem bei den SVP-Wählern, die anfänglich noch mit der Initiative sympathisiert hatten. «Den Exponenten der bürgerlichen Parteien ist es gelungen, ihre Basis von einem Nein zu überzeugen», so Wasserfallen.

«Grüne Wirtschaft» punktet bei Jungen, NDG bei Älteren

Auch bei der «Grünen Wirtschaft» waren Wähler aller Parteien ausser der SP und der grünen Partei klar gegen die Initiative. Über 65-Jährige, die Landbevölkerung, Vollzeit-Erwerbstätige und sehr gut Verdienende waren deutlich dagegen. Anklang fand die Initiative bei Frauen, Städtern und Wählern zwischen 18 und 34 Jahren. Die «Grüne Wirtschaft» wurde am Sonntag mit 63,6 Prozent abgelehnt.

Ein Altersgraben zeigt sich, wie bei der AHVplus-Initiative, auch beim neuen Nachrichtendienstgesetz, das mit 65,5 Prozent deutlich angenommen wurde. Wie die Tamedia-Nachbefragung zeigt, wächst die Zustimmung für das Gesetz mit steigendem Alter. Sagten bei den 18- bis 34-Jährigen 56 Prozent «Ja», waren es bei den über 65-Jährigen 77 Prozent. Eher dagegen waren Städter. Deutlich dagegen waren Wähler der grünen Partei.

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