Initiative auf Zielgerade94'000 wollen Giftbauern die Gelder streichen
Die Volksinitiative «Für sauberes Trinkwasser» stösst auf grossen Anklang: Seit März haben pro Monat über 10'000 Personen unterschrieben.
Subventionen sollen künftig nur noch Bauern erhalten, die auf den Einsatz von Pestiziden verzichten: Diese Kernforderung der «Initiative für sauberes Trinkwasser» haben bis heute Montag laut den Initianten bereits rund 94'100 Stimmbürger unterschrieben. Unterschriften sammeln die Aktivisten erst seit März. Demnach sind mehr als 10'000 Unterschriften pro Monat zusammengekommen – und das ohne Unterstützung einer Partei.
Franziska Herren, Präsidentin des Vereins «Sauberes Wasser für alle», ist begeistert: «Damit hatten wir zu Beginn niemals gerechnet. Wir haben damals noch Witze gemacht, dass wir Weihnachten die Unterschriften einreichen können.» Laut Herren, die als Leiterin eines Fitnessstudios arbeitet, will das Komitee bis Anfang Januar 100'000 Unterschriften bei der Bundeskanzlei einreichen.
«Wasser ist nicht so sauber»
Einen Grund für die grosse Unterstützung des Anliegens verortet sie bei der gestiegenen Sensibilität gegenüber der landwirtschaftlichen Produktion. «Die Menschen merken: In der Schweiz ist das Wasser nicht so sauber und das Gemüse nicht so natürlich, wie uns es die Werbung weismachen will.»
Gerade beim Trinkwasser realisierten viele, dass es mit der Verschmutzung unserer Lebensgrundlagen nicht mehr so weitergehen könne, so Herren. Dass sich die Schweizer eine ökologischere Landwirtschaft wünschten, habe zuletzt auch die grosse Zustimmung zur Ernährungssicherheitsinitiative gezeigt.
Dabei erlebt Herren beim Unterschriftensammeln, dass die Befürworter der Initiative für eine pestizidfreie Landwirtschaft auch Geld investieren würden. «Niemand hat mir gesagt, er unterschreibe die Initiative nicht, weil er grundsätzlich die Direktzahlungen an die Bauern anzweifelt», so Herren. Vielmehr habe sich die Ansicht durchgesetzt, dass man zusammen mit den Bauern die Landwirtschaft so umbauen müsse, dass auch in Zukunft sauberes Wasser und gesunde Böden garantiert seien.
«Ohne Pestizide geht es nicht»
Nichts anfangen mit den Forderungen der Initiative kann der Schweizerische Bauernverband. «Sauberes Wasser ist für die Landwirtschaft von zentraler Bedeutung», schreiben die Bauern auf ihrer Homepage. Doch die Forderungen der Initiative seien radikal und teuer, sagte Bauernverbandspräsident Markus Ritter zu 20 Minuten. «Ganz ohne Pflanzenschutzmittel geht es leider nicht. Wir brauchen sie, um die Pflanzen vor Schädlingen und Pilzen zu schützen und die Ernte zu sichern.»
Der Schweizerische Verein des Gas- und Wasserfaches SVGW betont, dass man in der Schweiz weiterhin «sensationelles Trinkwasser» habe. «Heute können 70 Prozent des Trinkwassers natürlich und ohne komplizierte Reinigung oder Aufbereitung verteilt werden», so Sprecher Paul Sicher. Ein flächendeckendes Verbot von Pestiziden sei aus Sicht der Trinkwassersicherheit nicht notwendig – griffige Massnahmen im Einflussbereich der Wassergewinnungsstellen hingegen schon.
Das will die Initiative
Die Volksinitiative «Für sauberes Trinkwasser und gesunde Nahrung» will in der Verfassung verankern, dass die «sichere Versorgung der Bevölkerung mit gesunden Lebensmitteln und sauberem Trinkwasser» sichergestellt ist. Sie verlangt zudem, dass nur noch diejenigen Landwirtschaftsbetriebe mit Direktzahlungen oder Subventionen unterstützt werden, die keine Pestizide einsetzen, die ohne prophylaktischen Antibiotikaeinsatz auskommen und die nur so viele Tiere halten, wie sie ohne Futtermittelimporte ernähren können.