Deutscher WahlkampfAfD geht mit Matterhorn auf Stimmenfang
Die AfD setzt im Wahlkampf auf Swissness – und wirbt mit Alphörnern und dem Matterhorn. Die Partei meldete gar Besitzansprüche am Berg an.
In Deutschland finden im September Bundestagswahlen statt. In der heissen Phase des Wahlkampfes propagiert die Alternative für Deutschland (AfD) die Schweiz als Vorbild: Sie buhlt mit Alphörnern oder dem Matterhorn um die Gunst der Wähler. Darüber stehen Slogans wie «Volkes Stimme? Direktdemokratisch wie die Schweiz» oder «Mehr Demokratie wagen» – Letzteres ist ein geflügeltes Wort des ehemaligen sozialdemokratischen Bundeskanzlers Willy Brandt (1913–1992).
«Wir verwenden verschiedene Schweizer Symbole wie das Matterhorn auf unseren Plakaten, um zu verdeutlichen , dass wir Basisdemokratie, Rentensystem, aber auch Asylpraktiken wie in der Schweiz befürworten» sagt AfD-Sprecher Christian Lüth zu 20 Minuten. Ziel sei es, vergleichbare Modelle auch in Deutschland einzuführen.
AfD erhebt Anspruch auf das Matterhorn
Die Bergliebe der AfD geht so weit, dass man das Matterhorn kurzerhand nach Deutschland versetzte: Auf einem Banner des Kreisverbands Nürnberg, in dem es um die medizinische Versorgung in Deutschland geht, ist nicht etwa die Zugspitze, sondern der wohl bekannteste Berg der Schweiz zu sehen. Daneben ist zu lesen: «Hol dir dein Land zurück.»
Das Plakat sorgte in den sozialen Netzwerken für Spott – und selbst der US-Sender CNN berichtete über den Irrtum.
Matthias Daum, Büroleiter der Schweizer Ausgabe der «Zeit», hängt nicht am Wallis.
Martin Sichert, Vorsitzender der AfD Nürnberg, versteht den Wirbel um den Post nicht: «Im Gegensatz zu anderen Parteien in Deutschland stehen wir für ein Europa souveräner Nationalstaaten und haben folglich selbstverständlich keine Gebietsansprüche oder Ähnliches gegenüber der Schweiz.» Man habe sich für das Hintergrundmotiv entschieden, da es eine «gesunde, natürliche Landschaft zeigt, die man leicht mit dem Thema Gesundheit assoziieren kann».
Zermatt Tourismus distanziert sich
Dass das Matterhorn einmal mehr für eine politische Kampagne herhalten muss – bereits 2014 zeigte es die rechtsextreme NPD auf ihren Plakaten –, kommt im Wallis trotzdem nicht gut an. «Wir distanzieren uns von den politischen Inhalten der AfD und sind nicht erfreut über die Verwendung des Matterhorns auf den AfD-Plakaten», sagt Simona Altwegg, Sprecherin von Zermatt Tourismus.
Das Bild des Matterhorns sei jedoch nicht geschützt, sodass nichts dagegen unternommen werden könne. «Es ist nicht das erste Mal, dass das Matterhorn als Symbol der Schweiz politisch gebraucht wird. Stolz sind wir einzig auf die Bekanntheit unseres mächtigen Berges.»