Aggressive Bienen - weil es zu viele Imker gibt

Aktualisiert

Problem in StädtenAggressive Bienen - weil es zu viele Imker gibt

Basels Bieneninspektor klagt, in der Stadt gebe es zu viele Bienenvölker. Dass es in Städten vermehrt Imker gibt, ist laut Experten ein Problem, wenn sie nicht ausgebildet sind.

Der Film «More Than Honey» inspirierte viele Menschen, Bienenzucht zu betreiben. Seither wollen auch mehr Leute in der Stadt zu Hobby-Imkern werden. Im Kanton Basel-Stadt gehe es so weit, dass immer öfter Menschen an wenig geeigneten Orten wie in einem Hochhaus auf dem Balkon im 12. Stock Bienen halten wollten, berichtet SRF. «Derzeit gibt es zu viele Bienenvölker in der Stadt», sagt der kantonale Bieneninspektor Hanspeter Schwaiger. Diese hohe Bienendichte wird laut ihm nun zum Problem.

Immer öfter reklamierten Anwohner wegen Bienenvölkern, weil sie oft gestochen würden. Auch Schulen und Altersheime beklagen sich wegen Bienenschwärmen in ihrer Nähe. «Durch die Überpopulation müssen viele Bienen um Nektar und Pollen kämpfen. Dadurch werden sie aggressiv und reizbar. Das heisst, sie stechen auch bei Menschen schneller zu», so Schwaiger.

«Manchmal sind Bienen von Natur aus aggressiver»

Die laut Schwaiger herrschende Überpopulation könnte auch die Bienen selbst in Gefahr bringen: «Je höher die Bienendichte, desto grösser das Risiko, dass sich die Varoamilbe verbreiten kann und die Bienenvölker zerstört.» Dass es sich aber wirklich um eine Überpopulation handelt, ist laut Jean-Daniel Charrière vom Agroscope-Zentrum für Bienenforschung schwierig zu beurteilen. Eine allgemeine Regel, die die Anzahl Bienen pro Flächenmass festlege, gebe es nicht. «Solange die Bienen genug zu fressen haben, können auch viele Völker nahe beieinander leben. Dies funktioniert beispielsweise bei Plantagen auch gut.» Die Stadt biete insofern ideale Bedingungen für Bienenvölker, weil es in Wohngegenden das ganze Jahr über viele Blumen gibt.

Dass einige Bienen aggressiver sind als andere, kann man laut Bienenforscher Charrière nicht einfach auf eine Futterkonkurrenz zurückführen. «Manchmal liegt es an den Genen. Es gibt Völker, die von Natur aus aggressiver sind als andere.» Wenn es in der Stadt mehr Bienen gibt als sonst schon beobachtet, ist es natürlich, dass das Risiko, gestochen zu werden, grösser ist.

«Grösste Gefahr sind Imker ohne Ausbildung»

«Ich befürworte Hobby-Imkerei in der Stadt, sofern das Bienenvolk genug Trachtquelle, also Pollen und Nektar, hat und die Nachbarn gleichzeitig nicht gross gestört werden», so Charrière. Wenn Hobby-Imker ausgebildet und kompetent seien, müsste es eigentlich weniger zu Problemen kommen. «Ein guter Imker erkennt beispielsweise, wenn ein Bienenvolk schwärmen will, und kann entweder das Schwärmen verhindern oder frühzeitig ein Kunstschwarm aus dem Volk nehmen. Dadurch würde es auch weniger Schwärme in den Städten geben. «Wenn man kompetent ist, merkt man auch frühzeitig, wann ein Bienenvolk erkrankt.» Um Bienen zu unterstützen, müsse man nicht unbedingt Imker werden. Es mache schon viel aus, wenn man Blumen für Bienen pflanze.

«Der allergrösste Teil unserer Imker kennt sich sehr gut aus. Schwarze Schafe gibt es aber überall. Die grösste Gefahr bilden die Imker ohne Ausbildung», so Richard Wyss, Zentralpräsident des Vereins der Deutschschweizer und Rätoromanischen Bienenfreunde (VDRB). «Dieses Jahr hatten wir bereits über 1000 Anmeldungen für unseren Grundkurs. Dies sind 20 Prozent mehr als letztes Jahr. Trotzdem gibt es noch einige Imker, die keinen offiziellen Kurs besuchen.» Deshalb fordert er einen Fähigkeitsausweis für Imker. «Unser Vorschlag wurde zwar vom Bundesrat abgelehnt, wir werden aber unsere Forderung aufrechterhalten und prüfen im Moment die geeigneten Massnahmen.»

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