Eiter und NarbenAggressiver Thailand-Pilz befällt Intim-Rasierte
Nach dem Sex in Thailand kehrt eine Frau mit einem Scheidenpilz heim: Die eiternde Infektion heilt erst nach Wochen, Narben bleiben. Es gibt schon neun weitere Fälle.

Sieben Touristen hatten in Thailand Sex und kamen mit einer Pilz-Infektion zurück in die Schweiz, vier Männer steckten sich bei Prostituierten an.
Dieses Ferienandenken will niemand mit nach Hause bringen. Eine 18-jährige Schwedin kam aus Thailand zurück und litt unter starken Schmerzen. Im Intimbereich. Ihre Schamlippen und ihr Venushügel waren überzogen mit geröteten, schuppenden Verletzungen und grossen, eiternden Pusteln.
Im Triemlispital in Zürich wurde klar: Sie hatte sich einen Pilz eingefangen, einen sogenannten Trichophyton interdigitale. Erstaunlich war allerdings, wie sich damit infiziert hatte. Nicht im Hallenbad oder in der Sauna, sondern beim Sex mit einem Touristen.
Anti-Pilz-Salbe nützt nichts
Obwohl sie sich mit einem Kondom schützten, steckte sich die junge Frau beim Mann an. Auch er hatte zuvor über ähnliche Symptome geklagt, schreibt die deutsche «Ärzte Zeitung».
Die 18-Jährige legte selber Hand an und versuchte die Entzündung mit einer Anti-Pilz-Salbe zu kurieren. Das nützte aber nichts. Im Gegenteil: Die Infektion breitete sich immer weiter aus. Zwei Wochen nach der Infektion hielt sie die Schmerzen nicht mehr aus und ging ins Spital.
Verletzungen klingen erst nach sechs Wochen ab
Die behandelnde Ärztin Isabelle Luchsinger und ihr Team vermuteten zunächst eine bakterielle Infektion und behandelten die Frau mit Antibiotika und einem Mittel gegen Nagelpilz. Aufgrund der schreckliche Schmerzen behielten die Ärzte die Patientin in der Klinik und gaben ihr Schmerztabletten.
Doch auch hier brachten die Anti-Pilz-Medikamente nichts. Nach zwei Tagen entwickelte sich eine starke Entzündungsreaktion mit geschwürigen Knoten und eiterndem Ausfluss. Die Ärzte stellten auf breiter gefächerte Medikamente um und behandelten die junge Frau während den darauffolgenden 14 Tagen stationär. Erst nach insgesamt sechs Wochen heilten die Verletzungen langsam ab – hinterliessen allerdings markante Narben.
Sieben Patienten innert drei Monaten
Doch dabei blieb es nicht. Insgesamt sieben Patienten – zwei Frauen und fünf Männer – sind letztes Jahr zwischen März und Juli mit ähnlichen Symptomen ins Triemli und ins Unispital Zürich gekommen. Alle hatten sich in Südostasien beim Sex mit dem aggressiven Pilz angesteckt. Vier der Männer bei Prostituierten.
Und alle hatten sie Hautrötungen und schuppenden Verletzungen im Intimbereich. Bei wenigen waren auch andere Hautstellen entzündet, alle sagten jedoch, die Infektion habe im Genitalbereich ihren Anfang genommen.
In der Literatur kaum beschrieben
Erstaunlich bei der mysteriösen Infektion war: Die vier Patienten mit den schlimmsten Beschwerden hatten sich regelmässig den Genitalbereich rasiert. Die Dermatologen vermuten, das habe die Entzündung noch verschlimmert.
Sieben Patienten innert drei Monaten, diese Häufung deutet laut den Ärzten darauf hin, dass man diese Art von Erreger bei Tropenferien unterschätzt hat. Sexuell übertragbare Dermatophytosen sind in der medizinischen Literatur kaum beschrieben.
Verbreitung von Genitalwarzen durch Intimrasur
Seither gab es sowohl an den Universitätsspitälern Zürich und Basel je einen weiteren Fall. «Wir hatten in den letzten paar Monaten einen Fall von schwerer Pilzinfektion in der Genitalregion bei Intimrasur», sagt Peter Itin, Basler Chefarzt Dermatologie. Ursache war ebenfalls der Erreger Trichophyton. Er warnt: Auch die Verbreitung von Genitalwarzen durch die Intimrasur sei bedeutsam.
Im Reisemedizinischen Zentrum Basel hat man ebenfalls Kenntnis von der Gefahr der Intimrasur: «Ich habe Leute auch schon gewarnt, dass die Haut durch diese Art der Rasur lädiert und so einfacher infiziert werden kann», sagt Experte Christoph Hatz. Diese Art der Häufung von infizierten Thailand-Touristen könne er aber nicht interpretieren.
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