Zürcher HauptbahnhofAktivisten verteilen tausend 10er-Nötli
Zum Auftakt der Abstimmungskampagne für ein bedingungsloses Grundeinkommen überraschen die Initianten mit einer speziellen Aktion.
Am Morgen des 4. Oktober 2013 glänzte der Bundesplatz in Bern in goldenem Schein. Die Initianten der Initiative für die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens hatten in einem Lastwagen 8 Millionen Fünfräppler angekarrt und unter die Leute gebracht. Eine Aktion, die nicht nur bei Touristen für Aufsehen sorgte.
Jetzt, drei Monate vor der Abstimmung, wollen die Initianten erneut für Furore sorgen. Am kommenden Montagmorgen um 7.15 Uhr verteilen sie beim Treffpunkt im Zürcher Hauptbahnhof tausend 10er-Nötli – echtes Geld, wohlverstanden.
Abstimmungs-Flyer
Die Banknoten sind der offizielle Abstimmungs-Flyer für die nationale Volksabstimmung für ein bedingungsloses Grundeinkommen vom 5. Juni 2016. In einer halben Stunde sollen tausend Flyer im Wert von 10'000 Franken verteilt werden.
Angst, dass die Aktion am frühen Montagmorgen aus dem Ruder laufen könnte, haben die Verantwortlichen nicht. «Wir glauben nicht an einen Mega-Ansturm», sagt Daniel Graf, der für die Kampagne mitverantwortlich ist, «im Gegenteil, viele werden eher skeptisch sein und nicht daran glauben, dass es sich um echtes Geld handelt.» Nur wer neugierig sei, werde auch Geldscheine abholen.
Graf ist froh, wenn möglichst viele Leute kommen. «Wir sind gut vorbereitet und haben genügend Helfer.» Doch sei es nicht so einfach, den Leuten bedingungslos Geld zu geben. «Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass sich viele Schweizerinnen und Schweizer gar nicht vorstellen können, einfach so Geld zu bekommen», erklärt Graf. Deshalb habe man die 10er-Note als Symbol für den Abstimmungskampf genommen und mit entsprechenden Klebern versehen.
10er-Note zum Sinnbild für Grundeinkommen
Dass die Flyer-Kosten von über 10 Franken relativ teuer sind, dessen ist sich auch Graf bewusst. «Die Aktion wird über Spenden gedeckt und lohnt sich: Die Note mit dem Grundeinkommen-Kleber geht von Hand zu Hand und wird zum Gesprächsthema.» Den Vorwurf, Stimmen zu kaufen, verneint Graf. «Statt teure Flyer zu drucken und die Schweiz mit Plakaten zu zukleistern, setzen wir lieber bedingungslos Flyer als Banknoten in Umlauf.»
In den nächsten Tagen würden weitere Aufkleber an einige zehntausend Sympathisanten geschickt. Auch diese sollten ihren Platz auf einer Banknote finden. So soll die Aktion im kleinen Rahmen fortgesetzt und die 10er-Note zum Merkzettel im Portemonnaie werden. «Wir rechnen damit, dass Nötli mit Aufkleber im Umfang von 100'000 Franken im Umlauf sein werden», ist Graf überzeugt.
Keine Chance im Parlament
Am 5. Juni 2016 stimmt die Schweizer Bevölkerung als erstes Land weltweit über ein bedingungsloses Grundeinkommen ab. Alle in der Schweiz lebenden Menschen sollen unabhängig von einer Erwerbstätigkeit, Alter, Vermögen oder Gesundheitszustand ein Grundeinkommen erhalten.
Die Initianten, eine Gruppe aus Künstlern, Publizisten und Intellektuellen, überlassen die Höhe des Grundeinkommens dem Parlament. Einige Befürworter haben pro Erwachsenen 2500 Franken pro Monat und 625 Franken für jedes Kind vorgeschlagen. So soll der ganzen Bevölkerung ein menschenwürdiges Dasein und die Teilnahme am öffentlichen Leben ermöglicht werden.
Doch die Initiative dürfte es schwer haben an der Urne. Das bedingungslose Grundeinkommen hatte im Parlament keine Chance. National- und Ständerat haben das Anliegen klar abgelehnt.
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