SVP prüft PrangerBekannter Sozial-Bezüger ist wieder arbeitslos
Der als «frechster Sozialhilfeempfänger der Schweiz» bekannte Beriker hat keinen Job mehr. Er habe ihn verloren, sagt er. Die SVP denkt über einen Schmarotzer-Pranger nach.

Sascha W. wohnt bei seiner Mutter, hat keinen Job und fordert Geld von der Gemeinde. (Symbolbild: Thinkstock)
«Ich habe eine Arbeit gefunden, die mir sogar richtig Spass macht.» Dies schrieb Sascha W. (Name geändert) Anfang März an Andreas Glarner, Bezirkspräsident der SVP Bremgarten. Er arbeite 60 Prozent als Webdesigner, gab der 23-Jährige aus Berikon AG an. In einem öffentlichen Brief behauptete er kurz darauf, er sei Telefonist.
Mittlerweile sitzt Sascha W. aber weder vor dem PC noch vor dem Telefon: Er habe seinen Job an den Nagel gehängt, berichtete gestern Tele M1. Der Gemeinde Berikon teilte der Sozialhilfeempfänger schon im Mai eine andere Version mit: «Er meldete, er habe seine Stelle wegen des Medienrummels verloren», sagt Sozialvorsteherin Rosmarie Groux (SP) auf Anfrage.
Andreas Glarner kann nur den Kopf schütteln. «Wir haben nicht einmal einen Beweis dafür, dass er wirklich gearbeitet hat.» Drei Stellen hatte er ihm im März angeboten – als Kurierfahrer, Hauswart und Lagerist. Sascha W. schlug alle aus. Glarner prüft nun erneut, ob er den Namen des renitenten Sozialhilfeempfängers veröffentlichen will. Voraussichtlich nächste Woche entscheidet die Bezirks-SVP über den Schmarotzer-Pranger.
Es wäre der Höhepunkt einer langen, unrühmlichen Geschichte. Jahrelang hatte Sascha W. Sozialhilfe bezogen, aber alle Termine geschwänzt und gemeinnützige Arbeit verweigert. 2011 stoppte die Gemeinde deshalb die Fürsorgezahlungen, wurde aber vom Bundesgericht zurückgepfiffen. Die Sozialleistungen hätten höchstens gekürzt, nicht aber gestrichen werden dürfen. Aus Protest dagegen trat die Gemeinde letzten Montag aus der Konferenz für Sozialhilfe (Skos) aus.
Sascha W. fordert mehr Geld
Auch die örtliche SVP konnte den Bundesgerichtsentscheid nicht fassen. Glarner bot Ende Februar via Tele M1 1000 Franken «Kopfgeld» für den Namen des Sozialhilfeempfängers. Nach einer halben Stunde hatte er ihn. Darauf drohte die Partei das erste Mal mit dem Pranger, verzichtete aber darauf, als Sascha W. angab, er habe einen Job gefunden.
Zwischen der Gemeinde und dem renitenten Sozialhilfebezüger tobt bis heute ein juristisches Hickhack. Die Gemeinde weigert sich weiter, ihm mehr als das Geld für die Krankenkasse und den Selbstbehalt zu bezahlen. Sascha W. legte beim Kanton deshalb Beschwerde ein und fordert mehrere tausend Franken an Nachzahlungen. «Wir warten jeden Tag auf den Entscheid», sagt Groux. Sascha W. war für 20 Minuten nicht erreichbar.