Facebook-InitiativeBlochen wir bald mit 140 über die Autobahn?
Auf Facebook fordern über 88'000 User eine Tempoerhöhung auf der Autobahn auf 140 km/h. Auch die Autopartei fordert eine höhere Limite. Roadcross warnt.

«Ich will ein Zeichen setzen gegen die zunehmende Überwachung der Bürger im Strassenverkehr», sagt Initiant Marco Schläpfer.
Die virtuelle Volksinitiative «für 140 auf der Autobahn» ist erst seit dem 31. Januar online. Doch sie wurde bereits über 88'000 Mal gelikt. Ziel sind 100'000 Likes. Lanciert hat die Initiative der HSG-Absolvent Marco Schläpfer. Sobald er die 100'000-Likes-Marke geknackt hat, will er eine echte Volksinitiative lancieren: «Ich will ein Zeichen setzen gegen die zunehmende Überwachung der Bürger im Strassenverkehr.»
Unterstützung erhält Schläpfer von SVP-Nationalrat Lukas Reimann: «In der Schweiz gibt es genug Strecken, auf denen man 140 km/h fahren könnte – etwa zwischen Winterthur und St. Gallen.» Sicherheitsbedenken hat er keine: «In Deutschland, wo es auf der Autobahn keine Tempolimite gibt, passieren nicht mehr Unfälle als in der Schweiz», sagt Reimann. Auch deshalb, weil die Leute nicht dauernd auf den Tacho schauen müssten.
Autopartei fordert 130 km/h
Eine neue Höchstgeschwindigkeit fordert auch die Autopartei mit ihrer Initiative «Ja zu vernünftigen Tempolimiten», die sie im Mai letzten Jahres lanciert hat. Auf den Autobahnen soll man 130 km/h fahren dürfen, so wie dies in Frankreich oder Italien der Fall ist.
Ein paar Zehntausend Unterschriften hat die Partei laut Präsident Jürg Scherrer zusammen. Die Unterschriftensammlung läuft noch bis Ende Dezember.
«Die Schweizer Autobahnen wurden für eine Richtgeschwindigkeit von 130 km/h konzipiert. Deshalb ist dieses Tempo auch zu verantworten», sagt Scherrer. Diese Limite wurde bereits in den 70er-Jahren eingeführt. «Anfang der 80er Jahre aber führte der Bundesrat als Reaktion auf die aufgebauschte Kampagnen über das Waldsterben aus rein ökologischen Gründen Tempo 120 ein.» Das Waldsterben habe sich als Lüge entpuppt – die Tempolimite aber habe man nicht mehr angepasst. Nun würden einfach der Energieverbrauch und falsche Sicherheitsbedenken vorgeschoben.
Mehr Stau und mehr Unfälle befürchtet
Valesca Zaugg, Geschäftsführerin von Roadcross Schweiz, ist skeptisch: «Je schneller der Verkehr ist, desto höher ist das Risiko und damit die Zahl der Unfälle. Das trifft besonders auf unser enges Autobahnnetz zu, auf dessen Strassen man ständig Einfahrten und Ausfahrten passiert.» Zudem bewiesen Studien, dass ein erhöhtes Tempo zu mehr Stau führe. Die Folge könne eine Zunahme von Auffahrunfällen sein, gerade weil die Tempounterschiede noch grösser wären. Die Geschwindigkeit von 120 km/h habe sich bewährt: «Autobahnen sind die sichersten Strassenabschnitte, die es gibt», sagt Zaugg.
Würde die Höchstgeschwindigkeit dennoch erhöht, müssten die Autofahrer ihr Fahrverhalten anpassen. «Der Sicherheitsabstand müsste erhöht werden, da der Bremsweg ein viel längerer wäre.» Ob die Autofahrer sich daran hielten, bezweifelt Zaugg jedoch. Bereits jetzt hielten viele die 2-Sekunden-Regel nicht ein. Hinzu komme: «Sind 140 km/h erlaubt, fährt man 150 km/h.» Denn die Erfahrung zeige, dass eine Höchstgeschwindigkeit oft als Mindestgeschwindigkeit betrachtet werde.
Auch Verkehrsministerin Doris Leuthard setzt nicht auf Tempoerhöhung, sondern auf eine Geschwindigkeitsreduktion während den Stosszeiten auf 80 km/h auf der Autobahn. Denn langsameres Fahren soll helfen, Stau zu vermeiden.