Bortoluzzi nennt Schwule «Fehlgeleitete»

Aktualisiert

Zürcher SVP-NationalratBortoluzzi nennt Schwule «Fehlgeleitete»

Der SVP-Nationalrat Toni Bortoluzzi schockt mit Aussagen über Homosexuelle. Schwule und Lesben hätten einen «Hirnlappen, der verkehrt läuft». Pink Cross ist empört.

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SVP-Nationalrat Toni Bortoluzzi.

SVP-Nationalrat Toni Bortoluzzi.

Toni Bortoluzzi ist ein Gegner der geplanten Reform des Familienrechts. Es gebe keinen Handlungsbedarf. Mit der Reform würden «Fehlgeleitete» versuchen, ihre Neigung rechtlich mit der Partnerschaft zwischen Mann und Frau gleichzustellen. Diese diene der Fortpflanzung und Kindererziehung, so das Familienbild von Bortoluzzi.

Doch was versteht der SVP-Nationalrat unter «Fehlgeleiteten»? Im «Beobachter» präzisiert er: Das seien «Schwule, Lesben und alle, die allein leben oder ihren Partner nach Lust und Laune wechseln». «Unnatürliches Verhalten» dürfe «natürlichem Verhalten» nicht gleichgestellt werden. Und weiter: Homosexuelle hätten einen «Hirnlappen, der verkehrt läuft».

Jemand Abnormales könne nichts Normales schreiben

Kritik übt Bortoluzzi auch an Bundesrätin Simonetta Sommaruga. Sie hat ein Grundlagenpapier zur Familienrecht-Reform von der Basler Rechtsprofessorin Ingeborg Schwenzer verfassen lassen. Diese sei «an sich eine gescheite Frau, neige aber zu unnatürlichem Verhalten». «Man kann ja nicht jemanden, der abnormal ist, etwas Normales schreiben lassen.»

Die Schwulenorganisation Pink Cross ist entsetzt über die Aussagen: «Wer Homosexuelle als unnatürliche Wesen betitelt, hat im Biologieunterricht nicht aufgepasst», sagt der Geschäftsleiter Bastian Baumann zum «Beobachter». Denn: Bei über 1000 Tierarten sei gleichgeschlechtliches Verhalten beobachtet worden.

Baumann behält sich strafrechtliche Schritte vor

Ausserdem sei die Scheidungsrate bei eingetragenen Partnerschaften deutlich tiefer als bei heterosexuellen Paaren. Er lädt nun den SVP-Politiker zu einem Gespräch ein, «damit er sich selber davon überzeugen kann, wie gesund und vital homosexuelle Menschen sind». Baumann behält sich vor, strafrechtliche Schritte gegen die diskriminierenden und herabsetzenden Aussagen einzuleiten.

Das sagt Ingeborg Schwenzer:

Bortoluzzi habe ihr Gutachten gründlich missverstanden, sagte Ingeborg Schwenzer zum «Beobachter». Ihr schwebt ein Familienrecht vor, «bei dem alle die Verantwortung für ihr Leben übernehmen, gleichgültig ob sie verheiratet sind oder nicht».

Auch denkt sie über die Lockerung des heutigen Polygamieverbots nach. «Schon heute leben viele polygam: Sie sind verheiratet und haben daneben noch eine Beziehung ausserhalb.» Auch gäbe es Gründe das Inzest-Verbot zu lockern – so sollen beispielsweise Geschwister, deren Verwandtschaft allein auf Adoption gründet, heiraten dürfen.

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