Bund verbannt Qualzuchten von Messen

Aktualisiert

Hunde und KatzenBund verbannt Qualzuchten von Messen

Künftig dürfen Tiere, die zuchtbedingte Belastungen aufweisen, nicht mehr ausgestellt werden. Das betrifft insbesondere Hunde und Katzen.

von
Stefan Ehrbar
Tiere mit mittleren oder schweren gesundheitlichen Belastungen, die auf die Zucht zurückzuführen sind, dürfen ab 1. März nicht mehr ausgestellt werden. Überprüfen müssen das die jeweiligen Kantone. Die neue Regelung könnte auch Möpse treffen, gehören sie wegen ihrer kurzen Nase doch auch zu den Rassen mit solchen Problemen.
Auch die Hunde der Rasse Lhasa Apso werden häufig in die Kategorie der Qualzuchten eingereiht. Ihr Kopf und ihre Nase sind meist zu kurz, um beschwerdefrei leben zu können.
Die Boston Terrier werden in einem Positionspapier der Schweizer Kleintierärzte ebenso zu den Rassen mit häufiger Kurzköpfigkeit gezählt.
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Tiere mit mittleren oder schweren gesundheitlichen Belastungen, die auf die Zucht zurückzuführen sind, dürfen ab 1. März nicht mehr ausgestellt werden. Überprüfen müssen das die jeweiligen Kantone. Die neue Regelung könnte auch Möpse treffen, gehören sie wegen ihrer kurzen Nase doch auch zu den Rassen mit solchen Problemen.

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An Tierausstellungen gibt es in Zukunft weniger Qualzuchten zu sehen. Das ist die Konsequenz der Revision einer Verordnung des Tierschutzgesetzes durch den Bund. «Tiere, die zuchtbedingt mittlere oder schwere Belastungen zeigen, dürfen nicht mehr ausgestellt werden», heisst es in der neuen Bestimmung, die am 1. März in Kraft tritt.

«Nicht mehr erlaubt ist mit der neuen Verordnung die Ausstellung von Tieren, die aufgrund unzulässiger Zuchtziele gezüchtet wurden», sagt Fabien Loup vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV). «Mit der neuen Verordnung ist es wahrscheinlich, dass gewisse Katzen- und Hunde nicht mehr ausgestellt werden dürfen.» Für den Vollzug seien die Kantone zuständig.

Kantone müssen kontrollieren

Bereits verboten ist in der Schweiz die Zucht von Tanzmäusen, Zwerghunden, die ausgewachsen weniger als 1500 Gramm wiegen, oder Känguru-Katzen. Nun wird auch das Ausstellen dieser Tiere reguliert. Zu den Qualzuchten werden aber häufig auch Hunde gezählt, die wegen ihrer zuchtbedingt kurzen Nasen Probleme mit dem Atmen haben. Dazu gehören laut einem Papier der Schweizerischen Vereinigung für Kleintiermedizin etwa Möpse, französische Bulldoggen oder Boston Terrier.

Ob auch diese Tiere von der neuen Verordnung erfasst werden, ist nicht genau definiert. Jede Ausstellung muss in Zukunft einen Tierschutzbeauftragen bestimmen, der über die erlaubten Arten entscheidet. Kontrolliert werden die Ausstellungen von den Kantonen. Das werde man stichprobenmässig tun, heisst es bei mehreren angefragten Kantonstierärzten.

«Suchen das Gespräch»

«Qualzuchten sind insbesondere bei bestimmten Katzen- oder Hunderassen ein Thema», sagt der St. Galler Kantonstierarzt Albert Fritsche. Sobald im Kanton Ausstellungen geplant seien, werde er mit den Organisatoren das Gespräch suchen und festlegen, welche Tiere mit den neuen Bestimmungen ausgestellt werden dürfen und welche nicht.

Beim Veterinäramt des Kantons Zürich heisst es, aufgrund des aktuellen Kenntnisstands gehe man davon aus, dass Tiere von einzelnen Zuchtlinien nicht gezeigt werden dürften. Das könne nicht nur Hunde und Katzen, sondern auch Ziergeflügel, Fische und Kleinsäuger betreffen. Die zuständigen Kantonstierärzte müssen in Zukunft für jede Tierart und Rasse entscheiden, ob es sich um eine Qualzucht handelt und ob eine Bewilligung erteilt werden kann.

«Verordnung, um die sich niemand schert»

Ob die Massnahmen reichen, um den Qualzuchten einen Riegel zu schieben, ist umstritten. Da keine Liste existiert, mit der betroffene Rassen zweifelsfrei definiert werden können und der Bund auch keine solche plant, könnte es sich auch um eine neue Verordnung handeln, «um die sich niemand schert» und die «wirkungslos» bleibe, sagt ein Züchter zu 20 Minuten.

Die Schweizer Kleintierärzte wollen ihren Kampf gegen Qualzuchten auf andere Art vorantreiben. Ab Februar wollen sie die Öffentlichkeit mit einer Kampagne sensibilisieren (20 Minuten berichtete). Für die nötige Bekanntheit soll mit Ex-Miss Schweiz Christa Rigozzi ein prominentes Aushängeschild sorgen.

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