Bund warnt vor veganer Ernährung bei Kindern

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Falsche vegane ErnährungBund warnt vor veganer Ernährung bei Kindern

Eine gut geplante vegane Ernährung sei auch für Kinder gesund, sagen Veganer. Der Bund hingegen warnt davor. Denn jährlich müssen 12 Kinder wegen Mangelernährung behandelt werden.

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Ein Mädchen isst eine Reiswaffel. Eine vegane Ernährung für Kinder setzt laut Ärzten viel Wissen voraus und ist mit enormem Aufwand verbunden.

Ein Mädchen isst eine Reiswaffel. Eine vegane Ernährung für Kinder setzt laut Ärzten viel Wissen voraus und ist mit enormem Aufwand verbunden.

Sich vegan zu ernähren liegt im Trend. In der Schweiz verzichten heute rund 80'000 Menschen auf sämtliche tierische Produkte, vor zehn Jahren waren es noch 20'000. Wer vegan lebt, dem wird ein gesunder Lebensstil attestiert. Die Vegane Gesellschaft Schweiz (VGS) geht davon aus, dass auch immer mehr Kinder auf tierische Produkte verzichten. Doch für diese kann der Lebensstil gefährlich werden. Dann nämlich, wenn es zu einer Unter- oder Nichtversorgung mit dem Vitamin B12 kommt, das bei einer gemischten Ernährung über tierische Produkte aufgenommen wird.

So warnen das Bundesamt für Gesundheit und die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (SGE) denn auch: «Vegane Ernährung ist wegen der Gefahr schwerer Mangelerscheinungen und gesundheitlicher Folgeschäden für Kinder nicht zu empfehlen». Für die VGS sind vegan lebende Kinder hingegen kein Problem: «Eine gut geplante vegane Ernährung ist in jedem Lebensalter gesund. Sie deckt sämtliche Nährstoffe, die der Mensch benötigt, ab».

Offenbar ist diese aber nicht immer gut geplant. Denn eine Umfrage der «Schweiz am Sonntag» bei den Kinderspitälern in Zürich, Aarau, Basel und St. Gallen zeigt: Pro Jahr muss ein Dutzend falsch vegan ernährter Babys und Kinder wegen Mangelerscheinungen behandelt werden.

«Irreparable Hirnschäden»

Die kleinen Patienten seien vor allem in ihrer neurologischen Entwicklung zurückgeblieben und nachhaltig geschädigt gewesen, sagt Josef Laimbacher, Chefarzt für Jugendmedizin am Kinderspital St. Gallen der Zeitung. «Mit fatalen Folgen für ihre psychomotorischen Funktionen, wie das Laufen oder Sprechen».

Die Folgen von Mangelernährung seien bei Kleinkindern drastischer als bei Erwachsenen. «Das kann bis zu irreparablen Hirnschäden gehen», so Laimbacher. Für ältere Kinder sei eine vegane Ernährung theoretisch möglich, setze allerdings viel Wissen voraus und sei «mit einem enormen Aufwand verbunden». Am besten hole man sich professionelle Unterstützung, auch um die Dosis von Ernährungszusätzen wie wie Vitamin B12 zu bestimmen.

«Auch andere Diäten oder zu viel Zucker können schädlich sein»

Das empfiehlt auch die VGS. Sprecherin Cristina Roduner wehrt sich deshalb gegen den Vorwurf, fahrlässig mit der Gesundheit von Kindern umzugehen. Für sie ist klar, dass eine unzureichende vegane Ernährung in den meisten Fällen mit mangelnder Information zu tun hat und pocht auf mehr Toleranz für die vegane Ernährung: «Anstatt sie für Kinder und Schwangere pauschal nicht zu empfehlen, wäre es wünschenswert, die Behörden würden mit Tipps und einer dazu passenden Lebensmittelpyramide Interessierte aufklären», sagt sie.

Die Frage um die richtige Ernährung beschäftigt Eltern unabhängig vom Veganismus zunehmend, bestätigt Georg Staubli, Leiter der Notfallstation des Kinderspitals Zürich, der zur «Schweiz am Sonntag». Doch: «Nicht nur vegane Diät kann schädlich sein, sondern eben auch andere Diäten oder zu viel Zucker», hält er fest. Unklar ist, ob sich der Verzicht auf tierische Produkte positiv auf die Gesundheit auswirkt. Laut Magen-Darm-Facharzt Raoul Furlano vom Uni-Kinderspital Basel gibt es dazu keine wissenschaftlichen Daten.

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