Cyber-KriegChina spioniert die Schweizer Wirtschaft aus
Eine US-IT-Sicherheitsfirma weist den Chinesen Werkspionage in der Schweiz nach. Bestätige sich dies, müsse der Bundesrat handeln, fordert ein Nationalrat.

Die Chinesischen Hacker von APT1 haben auch die Daten von Schweizer Unternehmen geklaut.
Happige Vorwürfe an die Adresse Chinas: Die US-IT-Sicherheitsfirma Mandiant hat gestern in einem Report aufgezeigt, wie chinesische Profihacker im Wissen der Regierung und der Armee seit 2006 weltweit Hunderte von Terabytes an Daten von mindestens 141 Unternehmen gestohlen haben sollen – darunter Firmen aus dem Energie-, Öl- und Wasserversorgungssektor, den kritischen Infrastrukturen.
Die Gruppe APT1 soll von einem Armeegebäude in Schanghai aus als Einheit «61398» operiert haben. Auch zwei Schweizer Unternehmen hat APT1 attackiert. Welche, ist laut Max Klaus von der Melde- und Analysestelle Informationssicherung Melani des Bundes nicht bekannt. China weist die im Report erhobenen Vorwürfe entschieden zurück.
«Dann müsste der Bundesrat handeln»
Für Thomas Hurter, den Vize-Präsidenten der nationalrätlichen Sicherheitskommission ist aber klar: «Erhärtet sich der Verdacht, dass Chinas Regierung von den Attacken wusste, muss der Bundesrat handeln.» Die wirtschaftlichen Beziehung aufs Spiel setzen werde die Schweiz deshalb aber nicht, glaubt Myriam Dunn Cavelty vom Center for Security Studies der ETH Zürich (siehe Interview).
Laut Max Klaus werden Schweizer Unternehmen «täglich» durch Cyberattacken bedroht. Die habe deshalb auch eine nationale Strategie zum Schutz vor Cyber-Risiken entwickelt, die sie inzwischen umsetze. Er betont: «Die Schweiz schützt ihre kritischen Infrastrukturen gut. Sie kooperiert aktiv in internationalen Netzwerken gegen Cybercrime.»
Was sollte die Schweiz Ihrer Meinung nach gegen die chinesischen Hacker unternehmen?
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Myriam Dunn*, muss die Schweiz chinesische Werkspionage fürchten?
Innovative Branchen wie etwa die Pharma-, Biotech- oder Maschinenindustrie sollten sich generell gut wappnen. Die Mehrheit der Industrieländer betreibt wohl auch Werkspionage. Am meisten Daten anderer Länder sammelt der US-Geheimdienst.
Es tobt ein globaler Cyberwar?
Das ist kein Krieg. Aber Staaten und Unternehmen sind über das Internet verwundbar geworden. Das wird ausgenutzt. Die daraus folgenden politischen Konflikte werden aber noch immer rhetorisch ausgetragen. Regierungen werden sich hüten, die Wirtschaftsmacht China mit Sanktionen zu brüskieren.
Die Staaten sind machtlos?
Der Spielraum ist begrenzt. Kritische Daten sollten Unternehmen netzunabhängig speichern. (hit)
*Dr. Myriam Dunn Cavelty forscht am Center for Security Studies der ETH Zürich.