Dampfen statt rauchen ist für Fachleute jetzt okay

Aktualisiert

Tabakprävention mit E-ZigarettenDampfen statt rauchen ist für Fachleute jetzt okay

Der Fachverband Sucht will Raucher neu dazu bringen, auf die E-Zigarette umzusatteln. Die Schweizer Präventionspolitik müsse das Dampfen als Chance sehen.

S. Schreier
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S. Schreier
Jährlich sterben rund 9500 Menschen aufgrund ihres Tabakkonsums. «Weiter nimmt die Anzahl der Raucher seit zehn Jahren nicht mehr ab», schreiben die Fachverbände. Die Politik sei nun gefordert.
Unter dem Motto «verdampfen ist besser als verbrennen» fordert er, dass die E-Zigarette nicht länger verteufelt wird. Schliesslich könne man sich mit dem Umstieg auf E-Zigis das Rauchen abgewöhnen.
«Helvetic Vape», die Schweizer Konsumentenvereinigung der E-Dampfer, freut sich über den Krswechsel: «Es ist höchste Zeit für ein grundlegendes Umdenken», sagt Phil Scheck, Sprecher von «Helvetic Vape».
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Jährlich sterben rund 9500 Menschen aufgrund ihres Tabakkonsums. «Weiter nimmt die Anzahl der Raucher seit zehn Jahren nicht mehr ab», schreiben die Fachverbände. Die Politik sei nun gefordert.

Jens Kalaene

Bis jetzt predigte die Tabakprävention die Abstinenz. Jetzt macht der Fachverband Sucht, dem 300 Fachorganisationen und Suchtexperten angehören, eine Kehrtwende: Unter dem Motto «verdampfen ist besser als verbrennen» fordert er, dass die E-Zigarette nicht länger verteufelt wird. Dass Raucher von gewöhnlichen Zigaretten auf E-Zigaretten umsteigen, solle gefördert werden, schreibt der Verband in einem neuen Positionspapier. Und weiter: «E-Zigaretten sind als wirksames Instrument der Schadensminderung anzuerkennen», schreibt der Fachverband Sucht in seiner Mitteilung. Schliesslich könne man sich mit dem Umstieg auf E-Zigis das Rauchen abgewöhnen.

Jährlich sterben rund 9'500 Menschen aufgrund ihres Tabakkonsums. «Weiter nimmt die Anzahl der Raucher seit zehn Jahren nicht mehr ab», schreiben die Fachverbände. Die Politik sei nun gefordert, um die hohe Anzahl frühzeitiger Todesfälle zu senken. Weiter müsse eine angemessene Besteuerung aller Tabakwaren erfolgen sowie eine Präventionsarbeit, die alle Tabakprodukte behandelt und deren Gefahren reflektiert. Die Forderung des Fachverbands richtet sich an den Bund und die Kantone.

«Höchste Zeit für ein grundlegendes Umdenken»

«Helvetic Vape», die Schweizer Konsumentenvereinigung der E-Dampfer, freut sich über den Kurswechsel: «Es ist höchste Zeit für ein grundlegendes Umdenken», sagt Phil Scheck, Sprecher von «Helvetic Vape». In England werde allen Rauchern bereits offiziell empfohlen, auf E-Zigaretten umzusteigen. Scheck: «Millionen haben den Ausstieg aus dem Tabak geschafft.» In der Tabakprävention ist für die E-Dampfer-Vereinigung die Minderung von Schäden entscheidend. Die E-Zigaretten seien «eine unverhoffte Chance, den Tabakkonsum endlich einzuschränken».

Andere Präventionsexperten sind überrascht von der Forderung des Fachverbands Sucht. Verena El Fehri, Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz, wehrt sich dagegen, dass die Prävention den Umstieg auf E-Zigaretten fördert: «Nach wie vor weiss man noch nicht genau, welche Auswirkungen die E-Zigaretten haben.» Das Argument, dass man sich mit den neuartigen Glimmstängeln das Rauchen abgewöhnen kann, lässt sie nicht gelten. El Fehri: «E-Zigaretten wurden nicht dafür erfunden, dass man vom Rauchen wegkommt. Tatsächlich ist es oftmals so, dass Raucher gleichzeitig normale und E-Zigaretten rauchen.»

Verkauf von E-Zigis soll besser geregelt werden

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) bestätigt, dass E-Zigaretten weniger schädlich sind als klassische Zigaretten. Dennoch hält der Bund an seinem Grundsatz fest: «Wir empfehlen nach wie vor, das Rauchen ganz aufzugeben. Denn auch E-Zigaretten enthalten Nikotin und im Dampf befinden sich Schadstoffe», sagt Daniel Dauwalder, Sprecher des BAG. Demnächst wird das BAG das überarbeitete Tabakproduktegesetz in die Vernehmlassung schicken. Darin soll auch der Verkauf von nikotinhaltigen E-Zigaretten geregelt werden. Im ersten Entwurf zum Tabakproduktegesetz hatte der Bundesrat im November 2015 die Legalisierung des Handels mit nikotinhaltigen E-Zigaretten vorgeschlagen. Dauwalder sagt: «Diesen Kurs werden wir für den neuen Entwurf beibehalten.»

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