Selbst ist die FrauDarum verzichten viele Frauen auf einen Mann
Sie sind jung, schön und erfolgreich. Nur einen Mann haben viele Frauen nicht an ihrer Seite – denn sie haben keine Zeit, einen zu suchen, oder haben zu hohe Ansprüche.
Julia ist 27, sieht gut aus, hat Jura studiert und arbeitet jetzt in einer Anwaltskanzlei. Auf Facebook hat sie über 500 Freunde, regelmässig geht sie an Partys und hat ihren Spass – auch ohne Mann, wie sie sagt. Damit ist sie in guter Gesellschaft. Auch Schweizer Promifrauen wie Ex-Miss-Schweiz Whitney Toyloy, Vize-Miss Xenia Tschoumitcheva oder Sängerin Fabienne Louves gehen allein durchs Leben.
Die Zahl junger Singlefrauen nimmt laufend zu: Gab es 2005 noch knapp 1'200'000 Single-Haushalte, werden es laut Prognose im Jahr 2030 knapp 1'600'000 sein, Tendenz weiterhin steigend. Auch die Zahl verheirateter Frauen zwischen 20 und 30 Jahren sinkt: 2012 heirateten nicht einmal mehr halb so viele Frauen wie noch 1969.
Haben Frauen zu hohe Ansprüche?
Was ist der Grund für diese Entwicklung? Im Vergleich zu früher seien Frauen selbstständiger und finanziell weniger abhängig von Männern. 1980 hatten nur 3,1 Prozent aller Frauen in der Schweiz einen Universitäts- oder Fachhochschulabschluss, 2013 waren es hingegen 31,3 Prozent. «Für viele junge Frauen hat die Karriere oberste Priorität und es bleibt nicht genug Zeit für eine Beziehung», erklärt Dania Schiftan vom Zentrum für interdisziplinäre Medizin und Sexologie in Zürich. Sie glaubt allerdings, dass das Bedürfnis nach einer Beziehung trotzdem vorhanden sei: «Viele Frauen fühlen sich einsam.»
Markus Theunert, Präsident vom Dachverband der Schweizer Männer- und Väterorganisationen, glaubt, dass Frauen oft auch zu hohe Ansprüche an Männer hätten, welche diese nicht erfüllen könnten: «Er soll zum Beispiel kuschlig sein, gleichzeitig aber auch ein richtiger Mann.»
Ein weiteres Problem sei, dass die Männerauswahl für erfolgreiche Frauen kleiner sei: «Viele Frauen wollen keinen Mann mit einem tieferen Gesellschaftsstatus», sagt Patrik Schellenbauer von Avenir Suisse. Trotz Emanzipation falle die Ernährerrolle meistens den Männern zu. «Die Gesellschaft akzeptiert Hausmänner noch immer nicht.»
«Die Uhr tickt für alle»
Paartherapeut Klaus Heer warnt: «Viele junge, ehrgeizige und gut ausgebildete Frauen können sich nicht vorstellen, dass es eines Tages zu spät sein könnte, um eine Familie zu gründen. Dabei tickt ihre biologische Uhr.»
Angesichts der Geburtenraten warnt Christoph Thoma, Geschäftsführer des Instituts für Workability, das sich für die Arbeitsfähigkeiten in Unternehmen einsetzt: «Die sich ohnehin schon abzeichnende schwierige Situation des Arbeitskräftemangels droht sich in den nächsten zehn Jahren zu verschärfen.» Deshalb sei es wichtig, dass Unternehmen alles Mögliche täten, um die Vereinbarkeit von Arbeit und Familienplanung zu fördern.