InternetstudieDas sind die hässlichsten Politiker-Websites
Sie antworten langsam auf E-Mails, meiden Facebook und lassen ihre Website verwahrlosen: Viele Politiker sind wahre Online-Muffel.
Welcher Politiker hat die schönste Website im ganzen Land? Dieser Frage ist Marc Schlegel vom Webdienstleister Novopage nachgegangen. Für seine Analyse hat der Jungunternehmer die Onlineauftritte aller 246 National- und Ständeräte unter die Lupe genommen. Gute Noten bekam, wer seine Website regelmässig aktualisiert oder den Bürgern die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme bietet.
Auf Platz 1 des Rankings landet SP-Nationalrätin Prisca Birrer-Heimo, gefolgt von Felix Gutzwiller (FDP), Maximilian Reimann (SVP) und Christian Wasserfallen (FDP). Das gute Abschneiden von Birrer-Heimo begründen die Autoren der Studie damit, dass die Webseite alle relevanten Informationen beinhalten würde. Vom Ergebnis sei sie selbst «ganz überrascht gewesen», meint die Besitzerin der besten Politiker-Website. «Ich finde es wichtig, dass die Leute sich transparent über meine Politik und meine Aktivitäten informieren können», so Birrer-Heimo. Auch Schlegel lobt den Onlineauftritt, der in über 30 verschiedenen Einzelkategorien das beste Ergebnis erzielte. «Die Website ist übersichtlich, aktuell und fasst alles Relevante über Frau Birrer-Heimo zusammen», resümiert der Online-Experte.
Letzter Eintrag im Jahr 2011
Die mieseste Politiker-Website hat laut Studie Louis Schelbert. Stellungsnahmen zu aktuellen Themen sucht man bei dem Grünen vergebens. Der aktuellste Eintrag auf Schelberts Website ist aus dem Jahr 2011, wurde also kurz nach den letzten Wahlen veröffentlicht. Seitdem ist auf der Website nichts mehr passiert. Für eine Stellungnahme war Schelbert nicht erreichbar.
Schlechte Noten gibt es auch für Ueli Leuenberger. Der Online-Auftritt des Grünen fällt im Ranking gleich in mehreren Disziplinen durch. «Ich werde 2015 ohnehin nicht mehr zur Wahl antreten», kommentiert der Grüne sein schlechtes Abschneiden. Auf Facebook sei er aber nach wie vor aktiv. Ähnlich äussert sich auch Daniel Stolz. Der FDP-Mann gelobt jedoch Besserung. Bis spätestens nächstes Jahr will er seinen Webauftritt überarbeitet haben.
Gänzlich ohne Website präsentieren sich 42 Volksvertreter. Einer von ihnen ist Nationalrat Alfred Heer. «Das Pflegen und Updaten ist mir zu mühsam», meint der SVP-Politiker. Der Zürcher ist überzeugt: «Mit politischer Arbeit kann man mehr erreichen.»
Zuger top, Jurassier und Appenzeller Flop
Auch kantonal gibt es Unterschiede. So beträgt der Notenschnitt der Politiker-Websites im französischsprachigen Teil der Schweiz 3.2, was ganz klar ungenügend ist. Das Resultat Deutschschweiz ist mit einer 4.0 knapp genügend aber immer noch mangelhaft. Im kantonalen Vergleich gehört der Kanton Zug zu den Musterschülern. Grund für die Top-Note ist das gute Abschneiden von Thomas Aeschi (SVP) und Joachim Eder (FDP). Dem gegenüber stehen die Kantone Appenzell Innerrhoden und Jura, die mit der Tiefstnote von einer 1 abgeschlagen auf den beiden letzten Plätzen liegen. Grund dafür ist meist die fehlende Aktualität der Politiker-Websitesn. Gerade einmal 26% der Parlamentarier aktualisieren ihre Website regelmässig. «Der grösse Teil der Websites ist nicht mehr aktuell», schreiben die Autoren der Studie.
Dass viele Politiker den Aufwand für eine eigene Website scheuen würden, kann Politik-Experte Janick Tagmann bestätigen. Sich aus Zeitgründen nicht im Netz zu präsentieren, hält Tagmann trotz allem für eine verschenkte Chance: «Wer online nicht mit seinen potenziellen Wählern kommunizieren möchte, kann auch gleich seine Teilnahme an der Arena absagen.»
Top 5
Prisca Birrer-Heimo (SP, LU) »
Felix Gutzwiller (FDP, ZH) »
Maximilian Reimann (SVP, AG) »
Christian Wasserfallen (FDP, BE) »
Walter Wobmann (SVP, SO) »
Flop 5
Louis Schelbert (Grüne, LU) »
Ueli Leuenberger (Grüne, GE) »
Beat Flach (glp, AG) »
Daniel Stolz (FDP, BS) »
Kurt Fluri (FDP, SO) »
Keine Website
Anne Mahrer (Grüne), Anne Seydoux-Christe (CVP), Daniel Fässler (CVP), Fabio Abate (FDP), Hans Grunder (BDP), Hans Hess (FDP), Isidor Baumann (CVP), Ivo Bischofberger (CVP), Jacques Neirynck (CVP), Jean-Paul Gschwind (CVP), Jean-René Germanier (FDP), Laurent Favre (FDP), Lorenz Hess (BDP), Luc Recordon (Grüne), Martin Schmid (FDP), Paul Niederberger (CVP), Raphaël Comte (FDP), Roger Golay (MCR), Ruth Humbel Näf (CVP), Thomas Böhni (glp), Urs Schläfli (CVP).